Genuss und sinnliches Erleben stehen bei dieser 200-Kilometer-Tagestour, die hauptsächlich über Nebenstrassen führt, im Zentrum …

Katja Lysser geniesst seit Kurzem jede freie Minute auf ihrer neuen Indian FTR 1200. Natürlich auch auf dieser «Gniesser- und Mischtstock-­Tour», wie sie sie liebevoll nennt. «Hier geht es nicht darum, möglichst schnell möglichst viele Kilometer abzuspulen. Wir fahren auf vielen Nebenstrassen und eher mal mit 50 oder 60 statt mit 80. Dafür riecht man dazwischen auch mal noch einen Miststock oder frisch gemähtes Heu.» Wir treffen Katja in der Tacho-Bar im Moto Center Thun in Steffisburg. Das ist der Töff-Treffpunkt in der Region. Katja: «Wir sind regelmässig hier. Man trifft immer Töfffahrer und kommt rasch ins Gespräch.»

«Merängge», wir kommen! Merengue? Öhm, nein, Berner sprechen hierbei nicht vom Tanz, sondern von der köstlich-süssen Spezialität Meringue, auch Baiser genannt. In Oppligen stechen wir hinein in die Hügel und Berge des Emmentals, um uns für eine ganze Weile nur noch auf asphaltierten Drittklass-Strassen fortzubewegen. In einem steten Auf und Ab, das teilweise fast schon an eine Achterbahnfahrt erinnert, kommen wir dabei an stattlichen Bauernhöfen und idyllischen Hofschaften vorbei. Als wir Affoltern im Emmental erreichen, laden im Mätteli-Beck und in der Schaukäserei gleich zwei kulinarische Höhepunkte zu einer kurzen Pause ein. Katja: «Hier steigen wir immer von unseren Bikes, weil es so gluschtige Sachen gibt.»

Willisauer Ringli und Katjas Geheimtipp

Unser Weg führt uns weiter über Sumiswald, wo im Zweijahres-Rhythmus die berühmte Biker-Party des Töffclubs Deadriders Tausende von Bikern anlockt (nächstes Mal wieder 2020), nach Willisau. Von hier stammen natürlich die berühmten Willisauer Ringli, die in der Mitte des 19. Jahrhunderts von dem aus Schmidrued AG stammenden Heinrich Maurer-Peyer als solche lanciert wurden. Und zwar mitten in der Willisauer Altstadt im deshalb so genannten «Ursprungshaus», in dem sich heute das «Amrein Café Chocolatier» befindet und Inhaber Michael Renggli noch nach dem Maurer-Peyer-Rezept das süsse, aber harte Gebäck mit einer historischen Maschine aus dem Jahr 1933 herstellt. Ferner werden die Ringli unter anderem auch im grossen, industriellen Stil von der Firma Hug produziert – am Fabrikladen, der durch eine Scheibe Einblick in die Backstube gewährt, kommen wir direkt auf unserer Weiterfahrt Richtung Glaubenberg vorbei.

Der bald darauf folgende und mit deutlich mehr Tempo als die vorgängigen Strässchen zu fahrende Glaubenbergpass dürfte weitgehend bekannt sein, aber weniger vielleicht, dass es neben dem «Passhöchi Beizli» und dem grossen Berghotel Langis auch noch das idyllisch in saftigen Wiesen gelegene Berg-Restaurant Schwendi-Kaltbad mit Alphüttencharme gibt. «Oft plane ich eine Route mit dem Ziel, hier oben zu essen», sagt Katja. Auch wir gönnen uns hier unser verspätetes Zmittag, was kein Problem ist, weil die Küche durchgehend geöffnet ist. Und Käseliebhaberin Katja läuft beim Gedanken an ihr geliebtes «Glaubenbergsteak» (ein Schweinssteak mit Bratkäse übergossen und Hüttlikartoffeln) auch diesmal wieder das Wasser im Munde zusammen …

Gut gestärkt starten wir von hier aus in die zweite Hälfte der Tour, die sich aus klassischen, immer wieder reizvollen Töffetappen zusammensetzt: Glaubenberg–Sarnen–Giswil–Glaubenbielenpass (Panoramastrasse)–Escholzmatt–Schallenbergpass …

Text: Dimitri Hüppi
Fotos: D. Hüppi, Schwendi-Kaltbad-Team
www.moto.ch


Emmentaler und Merängge Schlemmerei
In der Schaukäserei in Affoltern i. E. (emmentaler-schaukaeserei.ch) gibt es ein vielfältiges Angebot, das man vor dem Kauf auch degustieren kann. Gleich nebenan im Mätteli-Beck gibt es nicht nur hausgemachte «Merängge». 
Das Bergrestaurant Schwendi-Kaltbad auf dem Glaubenberg OW ist Katja ­Lyssers Geheimtipp. Die Zufahrt beginnt am Parkplatz des Berg­hotels Langis.

Vollblut-Töfffahrerin
Im Sattel – Katja Lysser (38) aus Gerzensee bei Thun BE ist seit Jahren begeisterte Töfffahrerin. Sie besass schon diverse Maschinen – etwa eine Yamaha MT-01, eine BMW R 1200 GS und aktuell eine Honda CB 1100 RS. Ganz neu ausserdem die Indian FTR 1200 S.

Einladende Altstadt und süsse Verführung
Willisau – Es empfiehlt sich, das historische Zentrum von Willisau – die rund 250 Meter zwischen den beiden Stadttoren – zu Fuss zu erkunden. Hier findet man nicht nur die süssen Willisauer Ringli.