Eine Runde über lieblich geschwungene, garantiert verkehrsarme Strassen durchs Emmental, das sich hie und da auch richtig schroff zeigt. 

Es ist ja nicht so, dass ich das Emmental nicht kenne. Schliesslich bin ich Berner und passionierter Töfffahrer, da schweift man immer mal gerne durch die hügelige Heimat des bekanntesten Schweizer Käses (ich höre da wohl keinen Widerspruch aus dem Greyerz oder dem Appenzell?). Allerdings trifft das harmlos klingende Wort vom «Hügel» die ­Realität der Topografie im Käseland oft nicht ganz. Zuweilen ­grasen die Kühe hier an Hängen so steil, dass sie in anderen Weltgegenden selbst für Ziegen verboten würden. 

Das alles war mir nicht neu. Aber dann war ich doch überrascht über das geniale Panorama oben auf dem Blappach. Das ist ein Übergang mit Ausflugsrestaurant zwischen Trubschachen und Eggiwil. Hier führt ein längerer Abschnitt schnurgerade nach ­Süden … hinein in eine Felswand! Gut, die Nordwand des Hohgant ist ein gutes Stück entfernt, aber ein dermassen felsiger ­Anblick überrascht doch ziemlich. Steile Hügel (stotzigi Höger) erfordern zuweilen auch steile Strassen. Zwischen Würzbrunne (mit dem aus Gotthelf-Verfilmungen bekannten alten Kirchlein) und Chuderhüsi gibt ein Verkehrsschild den Tarif durch: 18 Prozent, und das für einen längeren ­Abschnitt! Wow! Für uns überbewaffnete Töfffahrer eine Lapalie. Für den 50-ccm-­Roller der einheimischen Jugendlichen hingegen die ultimative Herausforderung, ihr Tempo gleicht dem einer dreibeinigen Schildkröte, während der Sackgeldverdunster alles gibt.

Reines Emmental-Idyll hingegen präsentiert sich am Start- und Zielort meines Tourentipps, in Affoltern i. E. (eben nicht am Albis). Hier sind die Weiden fett und die Hügel sanft gewellt. Hauptattraktion des Dorfs ist die Schaukäserei. Hier kann man seinen eigenen Käse produzieren, die Herstellung des Emmen­talers mitverfolgen, und natürlich wird die ewige Frage beantwortet, wie die Löcher in den Käse kommen. Apropos Löcher: Es ist erstaunlich, wie wenig die Hügelketten des Emmentals von Tunneln durchlöchert sind. Ansonsten gibt es ja für einen schweizerischen Strassenbauer nichts Schöneres als das Bohren von möglichst vielen und langen Tunneln. Zwischen Bowil und Huttwil kenne ich aber nur einen ganz kurzen, jenen durch die Fritzenflue, ein Scheiteltunnel am Pass (929 m) zwischen Eriswil und Wasen.

Von der Fritzenflue hinunter nach Wasen geht’s auf gut ausgebauter Strasse über fein gebügelten Asphalt. Das ist auf meiner vorgeschlagenen Runde eher selten. Meist führt der Kurven-Pingpong auf schmalen Strässchen um enge Bögen über ondulierten Belag. Bei der Maschinenwahl, so man sie hat, heisst dies: eher was für ein Terrrain für die aufrechte Sitzposition an breiter Lenkstange und mit ausreichend Federweg wählen. 


EINKEHREN,  SELBER MACHEN
Blappach und Affoltern – Rast im Restaurant Blappach oder auch nur auf dem Holzbänkli. In der Schaukäserei kann man nur zugucken oder auch selbst Hand anlegen. Umrahmt wird das Erlebnis «Emmental» durch tolle Fachwerkhäuser - hier in Lützelflüh. 

ZU BERG UND TAL
Emmental – Vielseitige Talschaft. Oben auf Blappach fröstelt es einen leicht, an der Emme bei Lützelflüh lockt ­dagegen bereits das Planschvergnügen.

ESSEN UND TRINKEN
Fritzenfluh – Panoramarestaurant wenige Kurven unterhalb der Passhöhe. Grosse ­Terrasse, knusprige Nussgipfel und vieles mehr.

SEHEN ERLEBEN MITNEHMEN
Fritzeflue – Kurzer Scheiteltunnel. Danach folgen viele fetzige Kurven auf gutem Asphalt hinunter nach Wasen.


Lüderenalp – Pass auf über 1100 m ü. M. mit grandioser Alpensicht. Einst stand hier ein Kurhotel. ­Anfang August gibt’s die Lüderen-Chilbi inkl. Schwing­fest; ganz grosses Kino!


Chuderhüsi – Schon wieder ein Pass mit Aussichtsrestaurant. Das Emmental ist eben landschaftlich und kulinarisch gesegnet.


Lützelflüh – 1832 wurde Alfred Bitzius zum Dorf­pfarrer gewählt. Schweizweit und welt­bekannt wurde er später als Schriftsteller Jeremias Gotthelf. Alles weitere im Gotthelf-Zentrum in Lützelflüh.

Text und Fotos: Daniel Riesen
www.moto.ch