Vielleicht habt ihr auch schon vom Kunkels-Pass ­gehört? Wir sagen euch, warum er und andere ­Nebenschauplätze eine Töfffahrt wert sind …

Was liegt zwischen Bad Ragaz SG und Tamins GR? Richtig: Chur. Zumindest im Tal auf der Landstrasse und der Autobahn. Eine weitere Antwort lautet: der Kunkels-­Pass, der Vättis SG mit Tamins verbindet. Er gehört zu den Übergängen, von denen man vielleicht schon das eine oder andere gehört hat, selbst aber noch nie drübergefahren ist, weil … Ja, warum eigentlich? Der Kunkels liegt ja im Grunde gut erreichbar. Aber das prinzipiell bestehende Fahrverbot könnte hier ein Grund sein. Man sieht es von weitem, und wer nicht schon Genaueres weiss, lässt sich womöglich gleich nach Erblicken zum Umdrehen bewegen.

Doch hier haben wir ein weiteres Beispiel dafür, warum es sich immer lohnt, auch das Kleingedruckte zu beachten. Direkt unter dem Verbot findet sich eine Ausnahme für land- und forstwirtschaftliche Fahrten und ein weiterer Hinweis, dass ab dem Restaurant «Überuf» die Höchstbreite 2,30 Meter und die Maximalhöhe 2,90 Meter beträgt. Noch eine Stufe darunter folgt ein weiteres Schild. Um das zu lesen, muss man definitiv anhalten bzw. absteigen. Hier erfährt man, dass sich ganz einfach eine Tagesbewilligung lösen lässt: Dazu muss man eine SMS mit folgendem Inhalt «epark 186 [Kennzeichen] [Betrag]» an die Nummer 9000 senden. Die Bewilligung kostet für Motorräder 10 Franken, für Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen 20 und für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen 40 Franken (nur, falls ihr auch anderweitig motorisiert unterwegs seid). Die Bewilligung berechtigt zu einer Berg- und einer Talfahrt innerhalb von fünf Tagen. Einer Übernachtung auf der Passhöhe (1357 m ü. M.) stünde also auch nichts im Wege.

Die Strasse über den Kunkels-Pass ist eine einspurige ­Neben­strecke, auf der grössere Fahrzeuge nur an den Aus­weichstellen kreuzen können. Der grösste Teil ist asphaltiert. Ein kürzerer Abschnitt auf der Südrampe ist jedoch, und das gilt als eines der Highlights, geschottert – ein noch kürzeres Stück sogar ­gröber als auf Feldwegen üblich. Dennoch lässt sich der gesamte Pass problemlos mit jedem Töff fahren.

Entstehung der Alpen

Der Kunkels-Pass ist insgesamt nur etwa 13 Kilometer lang. Doch fährt man hier gemächlich, sodass man doch eine Weile unterwegs ist. Zudem lässt sich so die schöne und eindrückliche Natur noch mehr geniessen. Immerhin befinden wir uns hier mitten in der Tektonikarena Sardona, die 2008 von der Unesco in die Welt­­erbe-Liste aufgenommen wurde. In diesem Gebiet «lassen sich die vielfältigen und ursprünglichen Phänomene der Gebirgsbildung auf anschauliche und weltweit einzigartige Weise in der Natur erleben», lehrt uns eine Tafel auf der Passhöhe (www.­unesco-sardona.ch). Apropos: Hier oben heissen Marlis und Hansi Derungs im Berggasthaus Überuf einen jeden Gast herzlich willkommen – egal, ob Töfffahrer, Wanderer oder Velofahrer.

Calfeisental, Plattenkreuz und Obersee

Freilich ist auf dieser insgesamt rund 280 Kilometer langen Tour rund um die Glarner Alpen nicht nur der Kunkels-Pass erkundenswert, sondern auch noch zwei, drei weitere weniger bekannte Strecken. So etwa jene ins Calfeisental, ein Nebental des Taminatals, das in Vättis beginnt. Es führt zum Stausee namens Gigerwaldsee bzw. noch weiter bis zur ehemaligen Walsersiedlung St. Martin auf 1350 m ü. M. Nur sieben Gebäude gibt es hier, darunter aber auch ein Restaurant, das von Mai bis Ende Oktober geöffnet ist. Ein weiteres Kleinod unter den Tourenzielen ist der Obersee im gleichnamigen Tal, ca. 7,5 Kilometer oberhalb von Näfels. Am grünblauen Wasser auf 983 m ü. M. geniesst man idyllische Landschaft am Fusse der Glarner Voralpen. Auf dem Weg dahin lohnt sich für Schwindelfreie und Kraxelbegabte ein Halt am Plattenkreuz, etwa 3 Kilometer von Näfels entfernt.


DIE SEELE BAUMELN LASSEN
Diverse Stopps – Es gibt Motorradtouren, die fördern viel Adrenalin ­zutage. Diese dient eher dazu, die Seele baumeln zu lassen. Zum Beispiel auf dem Kunkels-Pass (Bilder oben und rechts - Schotterstrecke), am Plattenkreuz oberhalb Näfels (obwohl hier das Erklimmen nicht ganz ohne ist), von wo man einen herrlichen Blick über das Tal und in Richtung Nordost bis hin zum Walensee geniesst. Idyllisch geht es auch oberhalb von Glarus auf der alternativen und einspurigen Nebenstrecke zum Klöntalersee zu (unten).

DER GRÖSSTE IM KANTON
Gigerwaldsee – Oberhalb von Vättis (Pfäfers) wird die Tamina im Gigerwaldsee seit Fertigstellung der Staumauer 1976 gestaut. Es ist heute der grösste See, der sich nur auf St. Galler Kantonsgebiet befindet. Am See geniesst man ein eindrückliches Panorama.

SEHEN ERLEBEN MITNEHMEN
Brunnen – Zentraler Treffpunkt fürs Weitertouren Richtung Alpen, z. B. Café Belmondo, mit Töff-Parkplatz direkt gegenüber.  
Obersee / Plattenkreuz – Der Obersee oberhalb Näfels lädt zu einer Pause ein. Im Berghotel Obersee geniesst man Glarner Küche. berghotel-obersee.ch

Beste Aussicht auf Näfels hat man vom Plattenkreuz.
Bad Ragaz – Die Tamina­schlucht bedeutet: Natur­spektakel und an heissen Sommertagen eine willkommene Abkühlung. altes-bad-pfaefers.ch

Gigerwaldsee / St. Martin Fotohalt an der Staumauer des Gigerwaldsees, Ein­kehren im historischen St. Martin im 1588 erbauten Mesmerhaus. www.sanktmartin.info

Kunkels-Pass – Unesco-Welterbe. kunkelspass.ch

Text: Dimitri Hüppi — Fotos: D. Hüppi, Hansi Derungs, Harald Beiner
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