Das Schweizer Mittelland bietet eine Fülle toller Motorradstrecken. Wir haben uns vom Töffclub Street-Hawks eine kurvige Runde zeigen lassen.
Dominics 220-km-«TÖFF»-Tagestour führt uns grob gesagt rund um den wohl weitherum bekannten Passwang. Der ist zwar reizvoll, doch lohnt sich auch dessen Umrundung. Im Solothurnischen Gäu geht’s dann auch gleich mit den Kurven los. Erster Pass ist der 991 Meter hohe Chilchzimmersattel, der uns nach Eptingen bringt, wo unweit des Dorfes das bekannte und reichhaltige Mineralwasser «Eptinger» entspringt. Gleich darauf passieren wir Läufelfingen, von wo aus es nur ein Katzensprung zum legendären Töfftreff «Isebähnli» in Trimbach wäre. Wir sausen aber auf der gewundenen Landstrasse weiter Richtung Osten, um nach Erlinsbach – dem Dorf, das im Laufe der Geschichte entlang des Erzbachs geteilt wurde und heute sowohl eine Gemeinde im Kanton Solothurn als auch eine im Kanton Aargau bildet – die Saalhöhe zu erreichen. Einen weiteren kleinen Pass, auf dem wir im «Chalet», sowohl FMS-Motorradtreff als auch Stammlokal des Yamaha GTS/FJR-Clubs, einen kurzen Halt einlegen.
In beschwingter Waldeinsamkeit geht’s weiter bis nach Liestal, gefolgt vom Schwarzbubenland. Der Name des Gebiets, das die Bezirke Dorneck und Thierstein umfasst, ist bis heute nicht geklärt. Wer dazu recherchiert, findet verschiedene interessante Ansätze, die vom Pflücken schwarzer Kirschen bis hin zum Schmuggeln über die nahe französische Grenze reicht. «Ich hörte, dass die Bezeichnung vom Schwarzbrennen stammen soll», sagt Dominic, «denn die Region ist bis heute für ihren Kirsch bekannt.» Den testen wir ein andermal. Doch die Aussicht vom Gempenturm bzw. der unmittelbar davor befindlichen gleichnamigen «Bärgbeiz» lassen wir uns aber nicht nehmen. Anschliessend tauchen wir immer weiter in das urtümliche Juragebirge mit seinen hellen, emporragenden Felsen ein. In den vielen schattigen, grünen Tälern und Schluchten darf man sich immer auf ein paar Grad tiefere Temperaturen freuen.
Auf der gesamten Strecke herrscht auffallend wenig Verkehr. Und das an einem Sonntag bei perfektem Töffwetter. Erst bei Liesberg im Laufental schwenken wir wieder auf eine grosse Kantonsstrasse ein, die uns unter anderem durch Delsberg (Delémont) bringt. Hier könnten wir Richtung Westen (Frankreich) abzweigen, wo sich ein weiteres Töffparadies öffnet.
Doch soll es bei einer Tagestour bleiben, und schliesslich wartet noch eine weitere Herausforderung sowie ein Abschlusshighlight mit Street-Hawks-typischem Gemütlichkeitsfaktor auf uns.
Nein, unsere Challenge ist nicht etwa der Hauensteinpass (Oberdorf – Gänsbrunnen), der mit einer Steigung von bis zu 22 Prozent zu den steilsten Pässen der Schweiz gehört (und an Sonn- und Feiertagen von 9 bis 16 Uhr gesperrt ist). Sie liegt ein klein wenig weiter östlich und heisst Balmberg. Er lässt sogar manch gestandenen Biker erschaudern! Street-Hawks-Clubpräsident Röbi steht dazu: «Den Balmberg mag ich überhaupt nicht!» Doch was der Tourguide plant, gilt es zu akzeptieren. Der Clou an diesem über 1000 Meter hohen Übergang von Welschenrohr nach Günsberg sind seine auf der Nordseite beinahe «überhängenden» Spitzkehren, die bei Gegenverkehr mit Vorsicht und Fingerspitzengefühl (an Gas und Kupplung) zu nehmen sind. Als Entschädigung (nicht nur für Röbi) wartet der Abschlusstrunk in der ehemaligen Cellulosefabrik Attisholz, die mit dem sechs Hektar grossen «Uferpark Attisholz» ein zweites Leben bekommen hat. Essen, trinken, baden, Events erleben, entspannen … sind hier auf beiden Seiten der Aare die Devise.
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SPEIS UND RANK
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Dominic ist einer der drei Streethawks-Tourguides. Im Mittelland aufgewachsen, kennt er hier quasi jede Töffstrecke. Den Wurst-Käse-Salat gibt’s in der Bärgbeiz Gempenturm auch mit Pommes. Im benachbarten Fricktal kennt man diese Kombi mit Sättigungsgarantie auch als «Füürwehrtäller».
Kaffeehalt auf dem Saalhöhe-Pass. Unsere Test-Africa-Twin fühlt sich im markenoffenen, aktuell aber BMW-lastigen Club, sehr wohl.
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Industriegeschichte – 1881 entstand in Attisholz an der Aare die erste Schweizer Cellulosefabrik. Sie wurde 2008 aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen. Heute wird hier ein «langfristiges Generationenprojekt» angestrebt, das vom Wohnen über Ausbildung und Arbeiten bis hin zum Freizeiterlebnis reicht.
Text: Dimitri Hüppi — Fotos: Dimitri Hüppi, Robert Meier
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