Ohne Seile über dem Kopf zum Stanserhorn schweben
Der Geheimtipp gleich am Anfang: Freitag/Samstag Talfahrt ohne Zuschlag bis 23 Uhr oben auf dem CabriO-Dach in dunkler Nacht, keine Seile über dem Kopf, die Umrisse des Vierwaldstättersees fein erkennend. Die moderne Bahn gibt es zehn Jahre nach ihrer Eröffnung in Stans nirgends sonst auf der Welt!
Nach nostalgischer, gemächlicher Fahrt mit der Standseilbahn aus dem Jahre 1893 steigen wir im «Kälti» um vom offenen Holzwagon auf die eindrückliche Luftseilbahn. Wie auf Schienen geführt gewegt sie sich seit 2012 zum Stanserhorn. Die «Fahrspur» bilden die beiden Tragseile mit 66mm Durchmesser, 176 einzelne Drähte, pro Meter Seil 25kg Gewicht – und... eine 'Spurbreite' von sage und schreibe fünf Metern. Das ergibt gegenüber herkömmlichen Luftseilbahnen eine bedeutend grössere Windstabilität – die Bahn fährt noch bei Windgeschwindigkeiten von bis zu 70km/h problemlos.
Dreissig Fahrgäste geniessen das Schweben oben auf dem Dach der Kabine (offenes Oberdeck) mit einer Höchstgeschwindigkeit von 8 m/s, knapp 30 Kilometer pro Stunde. Der grosse Unterschied und damit die Weltneuheit: Die CabriO-Bahn hat kein «Gehänge», sie fährt «auf dem Seil». Die Laufrollen befinden sich seitlich an der Kabine, sichtbar vom Kabinen-Innenraum und vom Oberdeck aus, je 10 Rollen auf beiden Seiten.
Oben im Durchfahrts-Bereich sind die mächtigen Stützen total über zwanzig Meter breit, bedingt durch die Anordnung der vier Tragseile. Die Kabinen bewegen sich ohne wesentliche Geschwindigkeitsreduktion in einem «Durchfahrtskanal» von je bis zu 27m Länge «durch» den Masten. Fast 100 Tonnen Stahl wurden für den Bau einer einzigen Stütze verarbeitet.
Dreissig Minuten reine Marschzeit ist einzurechnen für den gemütlichen Gipfelrundweg – doch das ist viel zu wenig, um beim «Adlerhorst» Richtung Brünig zu blicken, den Mönch links vom Eiger zu entdecken und die 22'000 Bovis-Einheiten dieses Kraftortes zu spüren. Der Rundweg ist nur zum Teil rollstuhlgängig, es hat einige Stufen auf der Westseite.
Im Gehege zwischen Bergstation und Gipfel tummeln sich die Stanserhorn-Muiggen. Einige der Murmeltiere wurden hier oben geboren und alle bauen im Sommer weiter an ihren Behausungen, um während der kalten Jahreszeit in der gepolsterten Höhle einen ausgiebigen Winterschlaf zu machen.
Jeweils am Freitag- und Samstagabend bricht auf dem Stanserhorns die Romantik aus: Bei Kerzenlicht kommen die Gäste im Rondorama, im Drehrestaurant in den Genuss eines feinen 4-Gang-Menüs. Tagsüber gibt es genügend Sitzplätze auf der grossen Terrasse mit Blick Richtung Titlis.
Aufgezeichnet von Roland Baumgartner
www.bgr.ch
Bilder: Roland Baumgartner und CabriO Stanserhorn-Bahn
Anreise:
Zentralbahn ab Luzern nach Stans, zu Fuss 5 Minuten zur Talstation; Parkplätze neben der Standseilbahn und auf dem Schulhausplatz weiter entfernt.
Weiterer Tipp:
«Goldene Rundfahrt», von Luzern mit Schiff und Zahnradbahn zum Pilatus und mit Seilbahnen zurück.