Vielseitige, erlebnisreiche, längere Bergwanderung
Auf dem Gletscherplateau von Les Diablerets sei der Teufel los, erzählt man sich in den Bergen zwischen Wallis, Waadtland und Bern. Denn an gewittrigen Tagen schlüpfen die «Diaboli» aus ihren Löchern und kegeln mit Steinen auf dem Gletscherplateau nach dem vierzig Meter hohen Felsturm – den sie aber meist verfehlen. Kein Wunder, fürchtet man sich auf der Walliser Alp Derborence, 1500 Meter tiefer unten, vor Felsstürzen.
Doch normalerweise zeigt sich der Glacier 3000 von seiner Sonnenseite. Atemberaubend ist allein schon die Fahrt mit der Grosskabinengondel vom Pillonpass zur futuristischen Bergstation des Stararchitekten Mario Botta auf 2940 Meter Höhe. Hier wartet die spektakuläre Hängebrücke von einem Gipfel zum anderen, von wo aus man dann auch den Mont Blanc sieht. Geübte Wanderer queren anschliessend das Gletscher- und Firnschneeplateau (markierter, gesicherter Weg) bis zur markannten Quille du Diable, eben diesem Felskegel der Teufelchen. Die Aussicht von der Felskante beim «Refuge l'Espace», dem kleinen Bergrestaurant, senkrecht hinunter auf das Bergsturzgebiet von Derborence ist echt beeindruckend, für viele atemberaubend.
Es folgt der ebenfalls markierte Abstieg um Felsblöcke zur Cabane de Prarochet. Im Frühsommer profitiert man von gut begehbaren Schneefeldern. In der Berghütte gibt's etwas zu essen, Walliser Weine und selbstgemachte Kuchen.
Nach der Rast betreten wir eine Felslandschaft von ausserordentlicher Faszination. Riesige Karrenfelder, die «Lapis». Der Felsboden, auf dem wir problemlos gehen, ist rundgeschliffen, poliert zu sogenannten Rundhöckern. Auf dem ausgedehnten Gesteinsfeld entdecken wir zahlreiche charakteristische Karsterscheinungen: Steine, festgefroren an der Unterseite des Eises, kratzten mit der Gletscherbewegung den felsigen Untergrund auf, was zur typischen Striemung in Fliessrichtung des Gletschers führte. Und unter dem Eispanzer fliessendes Schmelzwasser frass mit dem natürlich enthaltenen Kohlensäure-Gehalt Rillen und mäandrierende Mini-Canyons in den Fels. Ein Eldorado für Detail-Fotografen.
Dann geht es zur Quelle der Saane und über die Passebene (auf der Ostseite vorbei am Sanetsch-Stausee) zur öffentlichen Werk-Gondelbahn hinunter Richtung Gsteig bei Gstaad.
Reine Wanderzeit: 4 Stunden 30 Minuten
Anreise:
Postautoverbindung über den Pillon Pass von Gstaad nach Les Diablerets. Parkplätze auf dem Pass neben der Talstation der Luftseilbahn Glacier 3000. Von der Talstation der Sanetschbahn sind es 20 Minuten zu Fuss nach Gsteig (Postauto).
Weiterer Tipp:
Im Gebiet des Col du Pillon versteckt sich der romantische Lac Retaud – mit Berggasthaus am Ufer.