Kretenwanderung mit Abstecher zu den Métairies
Wer mit dem Intercity von Zürich nach Genf reist, braucht dafür knapp drei Stunden – wer nördlich des Mittellandes wandernd den Weg über die Jurahöhen in Angriff nimmt, ist gegen hundert Stunden oder 15 Tage unterwegs. Der Jura-Kretenweg – französich «Chemin des Crêtes du Jura» – bietet bei klarer Sicht ein tolles Panorama auf die Alpen. Vom Chasseral ist ganz im Osten der Säntis zu erkennen, im Süden der Montblanc und im Westen gar der Genfer Hausberg Salève.
Von der Bus-Haltestelle Bellevue in Les Prés-d'Orvin steigt man direkt zur Krete. Ein erstes Mal blicken wir gleichzeitig über das gesamte Mittelland zu den Alpengipfeln und auf der anderen Seite ins Vallon de Saint-Imier und über die Freiberge. In acht Kilometer Entfernung ist der Sendemast auf dem Chasseral gut zu erkennen, rund 300m sanfter Aufstieg liegt vor uns.
Doch immer auf dem Gratweg zu marschieren und Aussicht zu geniessen, ist nur Teil des Chasseral-Erlebnisses. Denn mitten auf den sattgrünen Jura-Waldweiden nördlich der Krete liegen mindestens sechs Métairies, die typischen Jurahöhen-Bauernhöfe – Landwirtschaft und Gastwirtschaft zugleich. Darum sind die teils jahrhundertealten Betriebe immer wieder ein Highlight für müde oder kulinarischen Genuss suchende Wanderer. Hausgemachte Produkte sind das Markenzeichen der Berggasthöfe. Beinschinken mit Rösti, Würste, Käseschnitten und natürlich die Früchtekuchen und Meringues, ganz abgesehen vom Schnaps–Eigenbrand, versteht sich. Métairies sind zweifelsohne kulinarische Wohlfühloasen. Aus dem Berner Oberland kamen einst Landwirte, Metzger, Käser, um hier im Jura einen neuen Betrieb aufzubauen. Käse wird heute weniger produziert, der Charme der Métairies ist geblieben.
Zurück auf dem Grat wird das letzte Teilstück etwas felsig, was besonders bei Fotografen Begeisterung hervorruft. Vom Sendemast führt schliesslich ein Strässchen zum Hotel Chasseral, von wo in den Sommermonaten mehrmals täglich ein Bus nach St-Imier und am Wochenende nach Nods und La Neuveville fährt.
Aufgezeichnet von Roland Baumgartner
www.bgr.ch
Anreise:
Bus ab Biel Bahnhof nach Les Prés-d'Orvin; und ab Hotel Chasseral im Sommer nach St-Imier und am Wochenende nach Nods und La Neuveville.
Weiterer Tipp:
16 Windturbinen begleiten Wanderer auf dem Hügelzug nördlich des Vallon de St-Imier, im Gebiet des Mont Soleil.