Das Okavango Delta im Nordwesten Botswanas ist eines der letzten Paradiese auf unserem Planeten. Dieses wunderschöne Fleckchen Erde gilt als eines der grössten und tierreichsten Feuchtgebiete Afrikas und wurde 2014 zum UNESCO Weltkulturerbe ernannt. Zugegeben, eine Safari in Botswana gehört zu den exklusiveren Reisen auf dem afrikanischen Kontinent. Doch jeder Franken lohnt sich – vom Sonnenaufgang am Wasserloch mit trinkenden Löwen bis zum Sundowner auf einem Hügel mit Blick über die Weiten des afrikanischen Buschs.
Mit einer kleiner knatternden Propellermaschine geht’s am ersten Morgen vom Flughafen Maun, dem Tor zum Okavango-Delta - in 15 bis 30 Minuten - je nach Lage der Lodge – in die vielfältige Tier- und Pflanzenwelt Botswanas. Alleine schon der Flug über den Teppich aus Wasserarmen und semiariden Wüstengebieten ist faszinierend. Aus der Luft lassen sich die ersten Giraffen und Elefanten erspähen und steigern die Vorfreude auf das bevorstehende Abenteuer. Der Okavango, als Kavango in Angola entspringend, trifft im Nordwesten Botswanas auf Ausläufer der Kalahari und bildet durch den geringen Höhenunterschied das grösste Binnendelta der Welt. Die Wassermassen erreichen meist Ende Juli den Höchststand und bedecken eine Fläche von sage und schreibe 12'000 Quadratkilometern. Dieser Lebensraum in dieser sonst wüstenähnlichen Landschaft, ist nicht nur für die gesamte afrikanische Tierwelt attraktiv - steinzeitliche Funde weisen auf menschliche Besiedlung des Gebiets vor über 100’000 Jahren hin.
Nach der holprigen Landung auf einer Sandpiste wartet schon ein Guide mit Jeep, der einem ins komfortable Buschcamp bringt. Im Camp mangelt es an nichts. Man fühlt sich vom ersten Moment an als kleiner König oder Prinzessin und wird rund um die Uhr verwöhnt.
Je nach Lage im Delta werden Pirschfahrten, Buschwanderungen oder auch Mokoro-Safaris im traditionellen Einbaum angeboten. Wenn Sie an einem besonders grossen Tieraufkommen interessiert sind, sollte Ihre Wahl auf die Khwai-Konzession oder Chief’s Island fallen. So habe ich mich als grosser Tierfan für das Splash Camp im Kwara Reserve entschieden. Vom Haupthaus hat man einen zauberhaften Blick über die Grassavanne. Die Zelthäuser sind alle wunderschön eingerichtet mit traumhafter Aussicht und liegen alle genug weit voneinander entfernt - Privatsphäre ist somit garantiert.
Nach einem leckeren Willkommens-Brunch gibt’s erstmals eine Siesta. In der Ferne brüllt ein Löwe, von der Terrasse aus erspähe ich Gnus und Zebras am nahegelegenen Wasserloch. Vögel zwitschern.
Nachmittags geht es dann endlich ins Delta – die Entdeckungstouren dauern in der Regel jeweils drei Stunden, im offenen Geländewagen oder klassisch traditionell in einem Mokoro. Einbaum zu fahren ist ein tolles Gefühl, langsames Gleiten über das Wasser in absoluter Stille – «gepaddelt» wird mit dem Stock, wobei es sich vielmehr um ein Abstossen vom Grund handelt. Dank der Geduld und Achtsamkeit der Guides lassen sich die Tiere in ihrer natürlichen Umgebung völlig ungeachtet unserer Anwesenheit beobachten und auch fotografieren, maximale Brennweite und ein Stativ vorausgesetzt. Während der Bootstouren aber auch bei den Pirschfahrten im Geländefahrzeug zeigt sich immer wieder die atemberaubende Schönheit des Okavango Deltas und wird dem Ruf des Naturparadieses mehr als gerecht. Mir zeigt sich eine vollkommen unbekannte Artenvielfalt im Grossen wie auch im Kleinen, wie z.B. dem winzigen Vogel Malachite Kingfisher.
Und zum ersten Mal in meinem Leben kann ich endlich einem Leoparden tief in die Augen schauen. Er ruht sich auf einer Anhöhe aus und hat wahrscheinlich gerade seine letzte Mahlzeit verdaut. Ich spüre förmlich wie das majestätische Tier mich wahrnimmt, beobachtet und versucht einzuschätzen, ob von uns eine potenzielle Gefahr ausgeht. Es ist wirklich beeindruckend wie nahe man den Tieren kommt. So können beispielsweise Antilopen mit ihren Augen relativ schlecht sehen. Aus diesem Grund bilden sie häufig eine Symbiose im Rudel mit Pavianen, diese können verhältnismässig schlecht riechen, dafür aber sehr gut sehen und so können sie sich gemeinsam vor Feinden wesentlich effizienter schützen. In den kommenden drei Tagen habe ich das Glück weitere Raubkatzen zu beobachten. Männliche Löwen mit wunderschöner dunkler Mähne, grazile Geparden und sogar einen Serval - ein wahres Tierparadies.
Natürlich gibt es auch im Okavango Delta, so wie in ganz Afrika, einen wunderschönen Sonnenuntergang - verbunden mit einem obligaten Sundowner. Stilecht wird Gin Tonic, Bier oder Cola gereicht, bevor der feurige Erdball hinter dem Horizont versinkt. Schöner als der Sonnenuntergang sind für mich die gesammelten Eindrücke, auf die man etwas fassungslos aber auch demütig zurückschaut. Und wenn’s eindunkelt und langsam kühl auf dem luftigen Geländewagen wird, hält mein Guide eine warme Decke und eine Wärmeflasche – liebevoll Bushbaby genannt - bereit. Dies alles hat natürlich seinen Preis. Eine Reise nach Botswana ist nicht ganz billig – und im Speziellen ins Okavango-Delta. Dies lässt sich jedoch relativ einfach erklären. Einrichtung, Essen, Pflegeprodukte – alles muss auf dem Luftweg ins Delta transportiert werden. Schön ist, dass es im Delta keinen Massentourismus gibt. Rund 50 Prozent der Kundengelder fliessen in soziale Projekte oder kommen Naturschutzorganisationen zugute. Trotzdem bleibt es ein exklusives Vergnügen. Ob einem das einmalige Naturerlebnis dies Wert ist, muss letztlich jeder für sich selbst beurteilen.
Nach drei unbeschreiblichen Tagen im Okavango Delta bringt mich eine kleine Maschine wieder sicher nach Maun in die «Zivilisation» zurück. Für mich ist und bleibt das Okavango Delta ein unvergesslich schönes Erlebnis - eines der letzten Paradiese auf unserem Planeten Erde.
So bereiten Sie sich vor
So kommen Sie hin:
mit SWISS via Johannesburg nach Maun und anschliessend mit Buschflugzeug ins Delta
Wie lange soll ich hin:
3 – 5 Tage in Verbindung mit Botswana Rundreise
Beste Reisezeit:
in der Trockenzeit: Juli - Oktober
Highlights:
Safarierlebnis im Mokoro oder Jeep, Big Five, Raubkatzen
Lodge-Tipp:
https://www.kwando.co.bw/splash
Mehr Infos:
https://www.okavangodelta.com
Aufgezeichnet von Michael Bachmann
Weitere Reisebilder unter www.kissed-by-nature.com