Im schwedischsprachig autonomen Archipel weit im Westen Finnlands erwartet Sie Natur pur. Sunde, Buchten und Sandstrände, kahle Granitklippen und dichte Wälder, weites Bauernland und sturmzerzauste Küstenpartien, eine artenreiche Flora und Fauna sowie das allgegenwärtige Wasser prägen die Landschaft  Der Archipel Åland mit über 6.700 Inseln und Schären, der zwischen Schweden und dem finnischen Festland liegt, ist ein Paradies zum Wandern, Velofahren, Paddeln oder Vögel beobachten und deshalb ein perfektes Reiseziel für Natur- und Outdoorfans. Zumal die Inseln die meisten Sonnenstunden von ganz Finnland aufweisen.

Allein schon die Anreise ist eine Reise wert. Ob mit der Fähre direkt in die einzige Stadt Ålands Mariehamn oder per Inselhopping, die Ausblicke vom Schiff aus auf die Schärenwelt sind einmalig. Der Archipel, bestehend aus 6700 benannten und insgesamt 20’000 Eilande und Schären, ist bis heute immer noch ein kleiner Geheimtipp für alle, die Skandinavien und die Ostsee lieben. Durch seine Vergangenheit und fremden Einflüsse ist Åland äusserst kontrastreich und kulturell geprägt. Im 13. Jahrhundert gehörte Åland zur schwedischen Krone. 1809 besetzen die Russen den Archipel und erst nach der Russischen Revolution spricht der Völkerbund das Inselparadies Finnland zu. Åland werden Autonomie, der Erhalt der eigenen Kultur und Gebräuche und die schwedische Sprache garantiert. Unter den Festland-Finnen wird gemunkelt, dass die auf ihren Inseln eh tun und lassen wie es ihnen gefällt. Das mag stimmen – und trägt zum Charme dieser Gegend bei.

Die Åland-Inseln stehen heute für erholsame Momente in einer wunderschönen Schärenwelt und bilden das ideale Ziel für einen Sommerurlaub. Sowohl Familien, Outdoor- und Naturfreunde als auch generell Finnlandliebhaber kommen hier auf ihre Rechnung. Åland bietet eine Vielzahl an Aktivitäten, ist ideal für Angler, aber auch für Freunde von Kanutouren. Eine besonders beliebte Art die Inseln zu erkunden, ist das Radfahren oder auch Wanderungen, Tagestouren aber auch einwöchige Rundwanderungen. Ein ganz besonderes Highlight, das ich Ihnen empfehlen kann, ist das Insel-Hopping. Ob mit dem Velo, einem anderen fahrbaren Untersatz oder zu Fuss, das Inselhüpfen können Sie gut auf eigene Faust planen. Die Fähren von Ålandstrafiken verbinden das Festland mit den Schären und der Region um Turku. So erreichen Sie das Herz der Ålandinseln mit der Stadt Mariehamn auf einer nördlichen oder einer südlichen Linie. Gut zwei Fährstunden entfernt, liegt im Südosten das mystische Kökar, das ich Ihnen besonders ans Herz legen möchte. Aufgrund ihrer herben Naturschönheit besteht die Insel aus typisch kargen Landschaften der äusseren Schären. Zwischen 1400 und 1600 lebten hier Hunderte von Bootsmannschaften, die Ostseehering und Dorsche fingen. Heute ist Kökar mit 280 Bewohnern die zweitkleinste Gemeinde Ålands. Von der reichen Vergangenheit erzählt die Kirche, die in fantastischer Lage oberhalb der rötlichen Granitklippen der Westküste thront und mehr Gläubige fasst, als Menschen auf der Insel leben. Das Gotteshaus mit seinem hohen Schindeldach wurde mit Hilfe einer Kollekte aus ganz Schweden 1785 errichtet, nachdem russische Soldaten die alte Holzkirche niedergebrannt hatten. Das Gebäude ist von einem stimmungsvollen Friedhof mit alten Eisenkreuzen umgeben und besitzt einen freistehenden Glockenturm, der früher als Leuchtfeuer diente. Unweit der Kirche sollte man sich die Überreste des ehemaligen Kellers einer Franziskanerklosters anschauen, dessen Mönche bis zur Reformation hier lebten.

Karlby, die einzige Ortschaft auf Kökar, besticht mit einem sehenswerten Jachthafen; ein beliebter Treffpunkt für Tourensegler aus Schweden und Finnland.  Hier ist im Sommer dank Restaurant, Lounge und Hotel immer was los – im Gegensatz zum weitgehend einsamen Rest dieses wunderschönen Flecken Erde. Versuchen Sie im Café Skärgårdsbröd gleich neben dem Hotel Brudhall das süsslich ålandische Schwarzbrot, das in Kombination mit salziger Butter und geräuchertem Lachs am allerbesten schmeckt. Ein besonderes Ausflugsziel, das man ab Kökar in gut einer Stunde erreicht, ist die mystische Baroneninsel Källskär. 1958 hat sich Baron Göran Åkerhielm in dieses Eiland verliebt, darauf Källskär erworben und zusammen mit dem finnischen Architekten Reima Pietilä ein kleines Wunderland erschaffen. In den Jahren darauf lud der Baron verschiedene Künstler, darunter die Mumintroll-Zeichnerin Tove Jansson ein, hier einen Sommer zu verbringen und sich von der Natur inspirieren zu lassen.

Auf dem Weg nach Mariehamn passiert man Sottunga - mit gerade mal 100 Einwohnern gilt sie als die kleinste Gemeinde Ålands. Auch die Nachbarsinsel Föglö eignet sich bestens für einen Tagesausflug oder als Zwischenstopp in den Schären und besticht durch das idyllische Örtchen Degerby mit farbigen Holzhäuschen. Wählt man die nördliche Route kommt man an Brändö nicht vorbei, ein wahres Paradies für Angler. Die Strassenführung selbst muss man erlebt haben – der Weg windet sich malerisch über Brücken und Inselchen, vorbei an Gehöften und einsamen Stränden. Diese Route ist übrigens identisch mit dem historischen Postweg, der zur Zeit der Schwedenherrschaft eingerichtet wurde.

Zum sogenannten Pflichtprogramm eines Besuchs Ålands gehört auch der Halt in der «Hauptstadt». Mit gut 11’500 Einwohnern ist Mariehamn eine übersichtliche Kleinstadt mit netten, kleinen Läden. Im Seeviertel am Osthafen, das mit seinen Bootswerkstätten und Handwerkern eines der schönsten Fotomotive der Hauptstadt bildet, werden immer noch nach alter Tradition Boote gefertigt. Alle, die ein Mitbringsel für zu Hause suchen, sollten einen Blick in den tollen Souvenirshop voller Handwerksprodukte in der Hafenanlage werfen. Wer etwas mehr Zeit mitbringt, sollte es nicht versäumen, dem Schifffahrtsmuseum einen Besuch abzustatten, wo auch das Museumschiff Pommern liegt – ein Viermastsegler, der 1903 in Glasgow vom Stapel lief und bis heute der einzige Viermaster weltweit ist, der in seinem ursprünglichen Zustand erhalten blieb. Der interaktiv gestaltete Museumsrundgang informiert auf unterhaltende Art und Weise über die Bedeutung der Schifffahrt für die Åland-Inseln. Im weiteren Umkreis des Hauptorts lohnen sich weitere Abstecher: die sehenswerten Bauten wie das mittelalterliche Schloss Kastelholm und das danebenliegende Freilandmuseum mit historischen Inselgebäuden, die ehemalige russische Festung Bomarsund oder aber auch die Bierbrauerei Stallhagen.

Wer es ganz exklusiv mag und schon immer mal von einer eigenen Insel geträumt hat: Möglich ist das auf den Inseln Silverskär, Klobben und Sviskär, wobei für die beiden erstgenannten rein aufgrund der Grösse entweder das Geld sehr locker sitzen muss oder aber ein Event mit Freunden ansteht. Sviskär dagegen bietet mit einer einfachen Holzhütte, vier Stockbetten, einer Sauna und viel Natur rundherum das, was man sich wünscht, um komplett vom Alltag abzuschalten.


So kommen Sie hin:
via Helsinki, Turku oder Stockholm nach Mariehamn mit Viking Line, Finnlines, Tallink Silja oder Eckerö Linjen

Insel-Hopping:
www.alandstrafiken.ax/en

Wie lange soll ich hin:
1 - 2 Wochen

Beste Reisezeit:
Sommer

Highlights:
Inselhüpfen, Hauptort Mariehamn, Insel Kökar

Übernachtungstipp:
in Mariehamn www.alandhotels.fi/en/hotel-pommern
auf Kökar www.brudhall.com/en
die eigene Insel www.silverskar.ax/en

Mehr Infos:
www.visitaland.com/de

Aufgezeichnet von Michael Bachmann
Weitere Reisebilder unter www.kissed-by-nature.com​​​​​​​​​​​​​​