Sie planen im Sommer eine Reise nach Island? Dann sollte ein Besuch des Hochlands definitiv auf Ihrer Liste stehen: Hier erwarten Sie spektakuläre Naturlandschaften, wilde Vulkane und heisse Quellen. Orte wie Askja, Kerlingarfjöll, Landmannalaugar, Þórsmörk oder der Laugavegur, welcher die beiden letztgenannten Orte miteinander auf einer 50 km langen Wanderung miteinander verbindet, rufen Sehnsuchtsgefühle in so manch einem Islandfan hervor. Mit einem robusten Allradfahrzeug entdecken Sie die kargen Steinwüsten, die unberührten Weiten und die Einsamkeit Islands ganz neu.
Einige behaupten, dass man nicht auf Island war, wenn man nicht mindestens einmal auch im Landesinneren gewesen ist. Das isländische Hochland erstreckt sich über ein Gebiet von 40’000 Quadratkilometern, hat damit ungefähr die Grösse der Schweiz und zählt bis heute zu einer der grössten unbewohnten Flächen Europas. Zwar trifft man auf den wenigen, naturbelassenen Hochlandrouten vereinzelt immer wieder auf andere Fahrzeuge, trotzdem ist das kein Vergleich zum touristischen Süden Islands.
Wer in Island unterwegs ist, der wird sie irgendwann sehen: die grossen Superjeeps und die hochgerüsteten Landcruiser und Land Rover aus ganz Europa mit nach oben gelegten Luftansaugstutzen, schartigen Sandblechen und silbern glänzenden Expeditionskisten, oft verziert mit exotisch anmutenden Aufklebern aus Marokko, Niger, Algerien oder Tunesien. Ein guter Fahrtuntersatz ist essentiell, aber es geht auch mit weniger Prunk. Wichtig: Im Hochland geht’s nur per Allradantrieb und mit möglichst viel Bodenfreiheit, damit das Furten mühelos gelingt. So bezeichnet man das Durchfahren von Flüssen oder tieferen Bächen. Dabei lohnt es sich durchaus ein etwas teureres Modell frühzeitig zu reservieren.
Das Zeitfenster für einen Besuch des Hochlands ist eng begrenzt. 45 ausgewiesene F-Pisten gibt es in Island und über 60 mehr oder weniger bekannte Hochlandrouten. Die meisten Pisten öffnen frühestens Ende Juni. Und dann hat man gerade einmal Zeit bis Mitte September. Mit dem ersten Schnee werden sie bereits wieder geschlossen.
Bleibt die Frage der Routenwahl. Im Prinzip gibt es nur zwei Nord/Süd-Routen durchs isländische Hochland. Zum einen die Kjölur (F35), zum anderen die Sprengisandur (F26). Beide befinden sich im zentral-westlichen Teil Islands und könnten unterschiedlicher kaum sein. Während die Kjölur inzwischen keine F-Piste mehr ist, da dort keinerlei Flüsse mehr gefurtet werden müssen, ist die Sprengisandur (F26) etwas für Island-Kenner.
Die Kjölur-Hochlandpiste F35 führt vom Wasserfall Gullfoss durch das westliche Hochland zwischen den Gletschern Hofs- und Langjökull hindurch nach Norden und trifft etwa 20km westlich von Varmahlíð wieder auf die Ringstrasse. Die F35 ist relativ stark befahren und für eine Hochlandpiste gut ausgebaut. Grössere Flüsse müssen seit der Fertigstellung mehrerer Brücken nicht mehr gefurtet werden und im Sommer wird die Strecke sogar von Isländern als willkommene Abkürzung von Reykjavik nach Akureyri benutzt. Unterwegs bieten sich zwei lohnende Abstecher: der vulkanische Gebirgszug Kerlingarfjöll beherbergt mit Hveradalir eines der grossen Hochtemperaturgebiete der Insel. Hier gibt es von mehrstündigen Wanderungen bis hin zu einer dreitägigen 50 Kilometer-Wanderung mehrere Möglichkeiten, die Gegend zu erkunden. Die Wanderungen führen durch Täler und Hügel, aus denen an vielen Ort Dampf nach oben steigt. Hier kann man - im Gegensatz zum Rest des Hochlands – auch sehr feudal im Kerlingarfjöll Mountain Resort übernachten.
Im weiteren Verlauf der Hochlandstrecke trifft man auf weitere geothermische Naturwunder, so etwa im Gebiet Hveravellir, wo heisse Quellen zum Baden einladen. Erkunden Sie die Gegend zur Abwechslung auf dem Rücken eines Pferdes: die isländischen Pferde sind an die rauen Bedingungen der Gegend bestens gewöhnt.
Auf der fahrtechnisch herausfordernden Piste Sprengisandur (F26) fahren Sie durch die grösste Wüste Europas. Um diese Route ranken sich zahlreiche Sagen und Mythen. So erzählt man sich unter den Einheimischen, dass es hier eine unheimliche Bergkönigin gäbe, die das Passieren erschwere. Inspiration für fabelhafte Sagen gibt es hier definitiv genug. Schliesslich fahren Sie durch eine Landschaft mit einzigartigen Kontrasten: Grüne Täler folgen auf steinige Wüsten mit Gletschern. Auf dieser Route sind Sie zuweilen stundenlang unterwegs, ohne andere Reisende anzutreffen, und Sie können sich als geübter Autofahrer beweisen. Steile, holprige Streckenabschnitte sowie Flussquerungen sind hier Programm.
Im Süden lohnen sich drei weitere kürzere Hochlandpisten. Das bewaldete Naturschutz-gebiet Þórsmörk, eingebettet zwischen den Gletschern Tindfjallajökull und Eyjafjallajökull, bietet zahlreiche Möglichkeiten zum Wandern. Hier finden Sie auch Campingplätze inklusive Einkaufsmöglichkeiten.
Zweites lohnendes Ziel gilt dem Landmannalaugar, das vermutlich zu einem der bekanntesten Wandergebiete überhaupt im isländischen Hochland zählt, wenn nicht sogar der ganzen Welt. Das Gebiet wird von farbigen Ryholithbergen eingekesselt: Rote, schwarze, graue, blaue und grüne Farben zeichnen ein einzigartiges Bild. Von wenigen Stunden Aufenthalt bis zu mehreren Tagen ist in Landmannalaugar so ziemlich alles möglich. Wandermöglichkeiten gibt es reichlich. Sei es eine Wanderung auf einen der umliegenden Vulkane mit herrlichem Blick über die karge Landschaft oder die mehrtägige Wanderung auf dem Laugavegur Trek. Ein Campingplatz lädt zum Verweilen ein, dafür sorgt auch eine eigene heisse Quelle, wo man sich abends nach strenger Wanderung ein wohltuendes Bad gönnen kann.
Ein dritter und ebenfalls lohnenswerter Abstecher, den man auch gut als Tagesausflug einplanen kann, gilt der 25 km langen Laki-Kraterreihe, einer sogenannten Ausbruchsspalte. Für die Anfahrt benötigt man auch hier zwingend ein 4x4 Fahrzeug. Auf halber Strecke bietet sich ein willkommener Fotostopp beim Wasserfall Fagrifoss, der sich malerisch über eine Abbruchkante ergiesst. In Laki angekommen, kann man vom Parkplatz aus auf den Gipfel des gleichnamigen Berges wandern und die Aussicht auf die Kraterreihe geniessen. Eine Allrad-Rundstrecke führt einen zudem vorbei an erstaunlich grünen Lavafeldern und Vulkankegeln.
Ein letztes Hochlandabenteuer liegt im Nordosten Islands. Die Gegend rund um Askja ist so karg und mondähnlich, dass 1967 schon Neil Armstrong und Buzz Aldrin für die bevorstehende Mondlandung hier geübt haben. Der Vulkan Askja gehört zu einem insgesamt 200 km langen Vulkansystem. Der Krater ist über 10’000 Jahre alt, der daneben liegende Viti-Krater entstand hingegen erst im Jahre 1875. Er hat beachtliche 300 Meter Durchmesser, theoretisch könnte man in dem warmen Schwefelwasser auch baden. Der beschwerliche und sehr steile Abstieg hält aber in aller Regel die Besucher davon ab. Die Wanderung vom Parkplatz zum Viti-Krater dauert knappe 60 Minuten, wenn denn nicht noch ein halber Meter Altschnee liegt, der das Marschieren beschwerlich macht. Die Anfahrt erfolgt am besten über die F905, wo sich in Fjalladyrd eine Übernachtung schon fast aufdrängt; die einzige, aber durchaus gut in Schuss gehaltene Unterkunft. Reservieren Sie sich ein Zimmer im Original nachgebildeten Torfhaus-Neubau. Falls Sie noch nie einem Polarfuchs begegnet sind, hier stehen die Chancen gut, das knuddelige Pelztier in freier Wildnis zu beobachten.
So bereiten Sie sich vor
So kommen Sie hin:
Mit Edelweiss nonstop ab Zürich
Anmietung 4x4 Fahrzeug:
www.sunnycars.ch
Wie lange soll ich hin:
14 Tage – Rundreise mit Hochland verbinden
Beste Reisezeit:
Juni bis September
Aktuelle Lage Islands:
www.safetravel.is
Strassenzustand:
www.road.is
Highlights:
Viti-Kratersee, Landmannalaugar, Lakikrater
Unterkunfttipps:
kerlingarfjoll.is und fjalladyrd.is
Mehr Infos:
www.visiticeland.com
Impressionen
Aufgezeichnet von Michael Bachmann
Weitere Reisebilder unter www.kissed-by-nature.com