Die Via Karelia. Sie schlängelt sich entlang der finnisch-russischen Grenze und ist über 1000km lang. Ihren Ursprung hat sie im Mittelalter, als karelische Kaufleute nach Norden reisten, um Handel zu betreiben. Heute lädt die ostfinnische Touristenstrasse zwischen Lappland und dem Finnischen Meerbusen, übrigens die älteste Finnlands, zur Erkundung der karelischen Kultur ein. Die Natur wiederum bietet links und rechts interessante Eindrücke. Es lohnt sich, auch einmal einen Tag mehr zu verweilen. Ein Rendez-vous mit Rentieren, eine Wanderung zu den Stromschnellen des Oulanka Nationalparks gehören ebenso dazu wie die Besichtigung eines karelischen Dorfs oder eine Safari zu den seltenen Saimaa-Ringelrobben.

Das Abenteuer Via Karelia beginnt auf Höhe des Polarkreises - im nordostfinnischen Dorf Salla. Der kleine Ort hat sowohl im Winter als auch im Sommer einiges zu bieten. Im Winter locken Loipen und Pisten, um Schneesport zu betreiben; im Sommer warten Kanus und Wanderwege, um die Gegend zu erkunden. So lohnt sich beispielsweise, den noch wenig bekannten Rentierpark zu besuchen. Auf einem schön angelegten Rundwanderweg geht’s in gut zwei Stunden über Stock und Stein, über Bohlenwege durch Sumpfgebiet, vorbei an einem See zu den Rentieren, die sich hier «frei» bewegen und sogar streicheln lassen. Wenn da nur nicht die lästigen Mücken wären ...

Da die Übernachtungsmöglichkeiten auf der ganzen Strecke eher rar sind, machen Sie es wie die Finnen und mieten Sie sich einen Camper. So sind Sie unabhängig und können dank dem skandinavischen «Jedermannsrecht» übernachten, wo’s Ihnen gerade gefällt.

Auf der Fahrt gen Süden streift die Via Karelia den Oulanka National-Park, den Sie unbedingt besuchen sollten, erinnert einen der Park doch an die endlosen Wälder Kanadas. Hier lässt sich prima wandern. Ob bloss eine Stunde, zwei oder den ganzen Tag – Sie entscheiden über Länge und Dauer. Versäumen Sie auf jeden Fall nicht, die eindrücklichen Stromschnellen aufzusuchen, wo sich das Wasser durch eine enge Schlucht zwängt. Ein grossartiges Schauspiel! Auch der Campingplatz direkt im Nationalpark und eine Sauna am Fluss - die man exklusiv für sich mieten kann – laden zu einem mehrtägigen Aufenthalt ein.

100 km südlicher lockt der Hossa-Nationalpark mit einem ansprechenden Campingplatz unweit des Besucherzentrums. Ein schöner Rundwanderweg am grössten Canyon-See Finnlands Julma-Ölkky verläuft drei Kilometer oberhalb der Steilwände. Via Hängebrücke lässt sich die gegenüberliegende Canyon-Seite erreichen. Wer’s gerne gemütlicher mag, kann auch in ein Boot steigen und sich durch den Canyon schippern lassen.  

In den Wäldern Ostfinnlands sagen sich noch Vielfrass, Luchs und Braunbär «Gute Nacht». Der König der Wälder lässt sich innerhalb Europas nirgendwo besser in freier Wildbahn beobachten als im Nordosten Finnlands. In den letzten Jahren sind im Grossraum Kuhmo Bärenbeobachtungs-touren immer populärer geworden, hat sich die Anzahl der zotteligen Gesellen in den letzten Jahren auf 900 Exemplare erholt. Wer auf Fotosafari gehen möchte, sollte unbedingt professionelle Hilfe eines Veranstalters in Anspruch nehmen. So kann man in einer Beobachtungshütte sogar übernachten, wobei man ehrlicherweise hinzufügen muss, dass die Sichtungschancen nicht garantiert sind.     

In Nurmes können Sie in die karelische Kultur eintauchen. Unweit des Orts wurde am Seeufer ein karelisches Dorf mit typisch schwarzgestrichenen Holzgebäuden und kunstvoll verstrebtem Deckengebälk nachgebaut. Auch für Unterhaltung ist reichlich gesorgt: So gibt’s nebst den Häusern ein Freilichttheater, einen Souvenirshop, einen Sommermarkt und sogar einen Golfplatz und die Möglichkeit, Wassersport zu betreiben. 

Falls Sie einmal in freier Natur übernachten möchten - in Ruunaa in Südkarelien gibt es ausgewiesene Naturplätze mitsamt Feuerstelle wie man es von Campingplätzen in den USA und Kanada kennt. Hier werden auch Wildwasserfahrten mit traditionellen Holz- oder modernen Schlauchbooten veranstaltet. Möglich sind zudem Paddeltouren per Kanu oder Kayak.

Natürlich soll bei einer Reise in fremde Länder das Gaumenerlebnis nicht zu kurz kommen. Probieren Sie einmal karelische Piroggen (gefüllte Teigtaschen) und geschmortes Wurzelgemüse. In Südkarelien sollten Sie nebst den handgemachten Piroggen auch verschiedene Fladenbrotsorten probieren. In Savonlinna schmecken Ihnen bestimmt die Kleinen Maränen oder auch die Saimaa-Seeforelle. Statten Sie hier unbedingt der Burg Olavinlinna einen Besuch ab. Zweifellos ist die Festung mit ihren drei starken Rundtürmen und Zickzackbastionen die schönste Finnlands, wenn nicht sogar Skandinaviens. Der sorgfältig restaurierte Innenbereich wartet mit zwei Museen auf: Im Historischen Museum werden Geschichte und Architektur des Bauwerks erläutert, das Orthodoxe Museum präsentiert Ikonen und Kultgegenstände der Ostkirche. Zuschauertribünen und Bühne im Burghof erinnern daran, dass die Gemäuer mit der hervorragenden Akustik alljährlich Veranstaltungsort zweier unbestrittener Höhepunkte des Festspielsommers sind: das Ballettfestival sowie die berühmten Opernfestspiele.

Unweit Savolinnas empfiehlt sich unbedingt noch ein Abstecher in die Natur: Auf der Saimaa-Seenplatte lebt eine der meist bedrohten Tierarten dieser Erde. Nur noch etwa 400 Exemplare der Saimaa-Ringelrobbe tummeln sich in den Gewässern rund um die beiden Nationalparks Linnansaari und Kolovesi, wo die Säugetiere ihre Jungen gebären und aufziehen. Auf einer geführten Robbensafari kommen Sie den scheuen Säugetieren erstaunlich nahe. Ein emotional unvergessliches Erlebnis!


So kommen Sie hin:
mit Edelweiss nonstop nach Rovaniemi –
mit Swiss ab Helsinki zurück

Wie lange soll ich hin:
2 - 3 Wochen

So kommen Sie herum:
mit einem Camper von www.mcrent.de

Beste Reisezeit:
Sommerhalbjahr

Highlights:
Oulanka-Nationalpark, Saimaa-Ringelrobben-Safari, karelisches Dorf

Mehr Infos:
https://viakarelia.fi/de/

Aufgezeichnet von Michael Bachmann
Weitere Reisebilder unter www.kissed-by-nature.com​​​​​​​​​​​​​​