Es sprechen viele Gründe für einen Urlaub an der polnischen Ostseeküste: Nicht nur ist es dort mindestens so schön wie auf der deutschen Seite – die Preise für Essen und Hotels sind weitaus niedriger. Mehr als 800 Kilometer traumhafte Sandstrände – mal belebt, mal einsam, säumen die Ostseeküste Polens. Historische Fischerdörfer und altehrwürdige Seebäder laden zum Schlemmen, Baden, Entspannen und Wassersport ein. Und obendrein locken die weissen Dünen des Slowinski Nationalparks.
 
Die polnische Ostseeküste reicht über 800 Kilometer von der Grenze auf Usedom bis zum Frischen Haff an der russischen Exklave Kaliningrad. Im westlichen Teil liegen viele Badeorte, die schon zu Kaiserzeiten beliebte Reiseziele waren. Je weiter Sie nach Osten fahren, umso ursprünglicher wird die Landschaft. Oft nur wenige Kilometer südlich des Meers liegen Seenplatten, die landschaftlich besonders reizvoll sind. Die Ostseeküste und deren Klima, eine Mischung aus maritimem und kontinentalem Klima, eignet sich definitiv als Ganzjahres-destination. Die Sommer sind etwas wärmer als an der Nordsee, dafür ist’s im Winter eine Spur kälter. Für einen Badeurlaub mit Familie empfehle ich Ihnen die Monate Juli und August, wenn die Ostsee in der Regel die 20 Grad-Marke knackt. Frühjahr und Herbst sind ideal, wenn Sie wandern gehen möchten oder Besichtigungen planen. Liegt Ihr Schwerpunkt auf Wellness und Entspannung, kann sogar der Winter die perfekte Reisezeit sein. Nach einem Strandspaziergang in eisiger Kälte gibt es doch nichts Schöneres, als sich in der Sauna wieder aufzuwärmen.

Mit dem Stettiner Haff und den beiden Inseln Usedom und Wollin zeigt sich die polnische Ostseeküste gleich zum Auftakt von ihrer schönsten Seite: mit breiten Stränden und hohen Kliffen. Eingangstor zur Ostsee ist das 60 km von der Küste entfernte Stettin mit einer mittelalterlichen Altstadt und bunt verzierten Giebelhäusern, maritimem Flair und einem vitalen kulturellen Leben.

Direkt an der Ostsee und nur eine Stunde Strandspaziergang von Ahlbeck auf dem deutschen Teil Usedoms entfernt, liegt das älteste Seebad der Insel: Świnoujście (Swinemünde). Durch die Besuche von Wilhelm II. wurde der Ort als „Kaiserbad” berühmt. Die Stadt liegt zusammen mit den drei Kaiserbädern Bansin, Heringsdorf und Ahlbeck an der längsten Strandpromenade Europas. Die Innenstadt und das Kurviertel von Swinemünde mit seinen historischen Villen im Stil der Seebäderarchitektur liegen auf Usedom, der Fährhafen jedoch schon auf der Halbinsel Wollin. Kostenlose Fähren verbinden die Stadtteile. Nicht nur in der Altstadt sind viele Villen aus der Blütezeit der Kaiserbäder erhalten geblieben. Das Wahrzeichen der Stadt bildet der Leuchtturm mit einer stattlichen Höhe von 68 Metern, der höchste an der Ostsee. Eindrucksvoll sind die Forts in der Umgebung: Von der runden Engelsburg spaziert man zur gut getarnten Westburg, wo man gut essen kann: Im Backsteingewölbe der Pulverkammer werden riesige Portionen Fleisch aufgetischt.

Das schon zu deutscher Zeit beliebte Seebad Międzyzdroje (Misdroy) bietet heute alles, was die quirligen Ferienorte der polnischen Küste für Familien attraktiv machen: feinsandige Strände sowie eine zwei Kilometer lange Strandpromenade mit Mole, bunten Ständen, diversen Snackbuden und Restaurants mit fangfrischen Leckereien. Naturidylle pur bietet der Wolliner Nationalpark östlich des Badeorts mit dem Wisentpark im duftenden Buchenwald, den lange, schöne Wanderwege durchziehen. Die Parkanlage mit grasenden Wisenten, Wildschweinen und Rotwild ist nicht nur für Kinder ein lohnendes Ziel. Ein Naturkundemuseum informiert über die reiche Tier- und Pflanzenwelt und zeigt Ausstellungen von Naturfotografie und Malerei. Die beiden Orte Wollin und Kamien Pomorski liegen auf der dem Festland zugewandten Seite der Insel am Stettiner Haff. Das schmucke Städtchen Wollin ist einer der ältesten Orte der Region. Sehenswert ist das Freilichtmuseum, das Ihnen einen Einblick in das Leben der Slawen und Wikinger bietet. Im Dorf Sulomino findet im Sommer das Western-Picknick mit Folk-, Blues-, Country und Bluegrass-Musik statt. Kamien Pomorski liegt am Camminer Bodden. Die Stadt ist umgeben von dichten Wäldern und hat sich aufgrund seines Heilwassers und der Moore zu einem bekannten Kurort entwickelt.

Zu den grössten und bekanntesten Badeorten an der Ostseeküste in Polen gehört Kołobrzeg (Kolberg), die Kreisstadt der Region. Im Jahr 2007 feierte die Stadt an der Mündung der Parseta ihren 750. Gründungstag. Die Strandpromenade ist gesäumt von bunten Ständen, an denen Bernstein und andere Souvenirs feilgeboten werden. Heute erkennt man nicht mehr, dass die Stadt während des Zweiten Weltkriegs fast vollständig zerstört wurde: Die Gebäude wurden originalgetreu wieder aufgebaut. Übrigens ist Kolberg dank seiner natürlichen Solequellen, der Seeluft und den Heilmooren schon seit dem 19. Jahrhundert ein beliebter Kurort.

Naturromantiker lieben den Badeort Łeba am 500 Hektar grossen, eindrucksvollen Słowiński-Nationalpark, einem Unesco-Biosphärenreservat. Berühmt für seine bis zu 50 Meter hohen schneeweissen Wanderdünen, die mit einer Geschwindigkeit von bis zu zehn Metern pro Jahr vom Wind verschoben werden. Über einen Radweg oder einen einstündigen Fussmarsch entlang der Küste erreicht man die «Polnische Sahara», den Slowinzischen Nationalpark mit den weissen Wanderdünen. Einzigartig sind auch die flachen Küstenseen, ehemalige Meerwasserbuchten, die von der Ostsee abgeschnitten wurden. Übrigens: der Strand am Badeort Łeba ist feinsandig und ideal für Kinder.

Etwas weiter östlich lockt die rund 35 Kilometer lange, teilweise nur 200 Meter schmale Halbinsel Hel vor der Danziger Bucht, die als Paradies für Wasser- und Trendsportler bekannt ist. Dank der speziellen Windverhältnisse gilt die Halbinsel als eine der besten Kitesurfer-Reviere Europas. Schiffswracks vor der Insel sind zudem beliebte Ziele für Taucher. Herrliche Sandstrände mit Dünen säumen die lange, dünne Landzunge. Das Städtchen Hel an der Südspitze ist ein schmucker kleiner Badeort mit Fachwerkhäusern. Hier gibt es auch noch einen aktiven Fischereihafen. Einen Ausflug wert ist das Fokarium, eine Robbenstation, die sich auch um den Erhalt dieser Tiere kümmert. Im benachbarten Jurata spazieren Sie über eine Mole, die teilweise über das Wasser gebaut ist. Hier findet die jährliche Kite-Surf-Trophy statt, wo sich die besten Kiter Europas ein Stelldichein geben.

An der Festlandküste gegenüber der Halbinsel Hel finden Sie weitere idyllische Orte. Puck’s (Putzig) Freiheitsplatz mit historischem Rathaus, prachtvollen Bürgerhäusern und der gotischen Backsteinkirche Peter-und-Paul ist alljährlich zum 29. Juni Ziel einer Pilgerfahrt, die in Hel startet. Auch Puck bietet einen wunderschönen Strand, an dem viele Kite-Surfer zu sehen sind. Wer sich das Ganze aus der Luft anschauen will, geht parasailen.

Wem die feinen Sandstrände in Hel zu voll sind, weicht an die Strände von Gdansk (Danzig) oder Gdynia (Gdingen) aus, mit denen Sopot die so genannte „Trójmiasto“ („Dreistadt”) bildet: Mit dem Fahrrad erreicht man diese Orte bequem über die gepflegten Radwege entlang der Promenade und der Küste. Oder man kommt im September: Das Wasser in der Danziger Bucht hält die Sommerwärme lang genug, um auch dann noch baden zu gehen.
In der südwestlichen Ecke der Danziger Bucht liegen drei unterschiedliche, aneinander-grenzende Städte, die seit 2007 sehr eng zusammenarbeiten. Die nördlichste Stadt Gdynia lockt mit drei Museumsschiffen und einem grossen Aquarium. Südlich davon liegt einer der beliebtesten Kur- und Badeorte an der polnischen Ostseeküste, Sopot. Das Zentrum ist geprägt von prachtvollen Bauten aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert. Die Fussgängerzone verwandelt sich im Sommer in eine Partymeile, die am Strand mit der längsten Seebrücke Europas endet. Mit der Sopoter Waldoper bietet die Stadt einen kulturellen Anziehungspunkt. Im Süden liegt die Hansestadt Danzig, die auf eine lange und bewegte Geschichte zurückblicken kann. Die Altstadt, die nach dem Krieg wieder originalgetreu aufgebaut wurde, war Drehort der bekannten Fernsehserie „Die Buddenbrooks“ nach einem Roman von Thomas Mann.

Östlich von Danzig und der Weichselmündung liegt der Ort Stegna mit einem Küstenabschnitt, der bekannt dafür ist, dass man am Strand vor allem nach Stürmen immer wieder Bernstein findet. Jantar gilt gar als die heimliche Hauptstadt des Bernsteins, was mit der jährlichen Weltmeisterschaft im Bernsteinsammeln gebührend gewürdigt wird.
Noch weiter östlich trennt die «Frische Nehrung» das «Frische Haff» von der Ostsee. Die Nehrung ist etwa 70 Kilometer lang und maximal 2 Kilometer breit. Etwa in der Mitte verläuft die Grenze zur russischen Exklave Kaliningrad. Die Landschaft ist geprägt von sandigen Dünen und Kiefernwäldern. Am westlichen Ende liegt Katie Rybackie, ehemals Bodenwinkel. Die kleine Stadt grenzt an den Naturpark Mierzeja Wislana, wo viele seltene Vogelarten zu beobachten sind und auch Bootstouren durch die Nehrung starten.

Weiter südlich lohnt sich ein Abstecher zur Masurischen Seenplatte – dem Land der 1000 Seen. Es gibt viele Regionen mit Seen und Wäldern, doch eine übt einen besonderen Zauber aus: Masuren, jenes weltverlorene Gebiet im Nordwesten Polens, wo es scheint, die Zeit sei vor Jahren stehen geblieben. Das Herz Masurens bildet die Grosse Seenplatte mit den Ferienzentren Gizycko im Norden und Mikolajki im Süden. Hier sind die Seen perlenförmig aneinandergereiht und durch Kanäle miteinander verbunden – ein Eldorado für Wassersportler aller Art. Auf den Seen tummeln sich unzählige Segelboote. Viele Urlauber erkunden die Seenlandschaft auch mit dem Hausboot oder dem Kajak. Wer möchte, kann die Region auch vom Wasser aus mit dem Ausflugsschiff erkunden.


So kommen Sie hin:
mit dem eigenen PKW oder per Bahn

Wie lange soll ich hin:
1 – 2 Wochen

Beste Reisezeit:
Ganzjährig

Highlights:
Wolliner Nationalpark, Weisse Dünen im Slowinzischen Nationalpark, Masurische Seenplatte, Danzig

Ausflugtipps:
www.getyourguide.ch

Mehr Infos:
www.polen.travel/de

Impressionen

Aufgezeichnet von Michael Bachmann
Weitere Reisebilder unter www.kissed-by-nature.com​​​​​​​​​​​​​​