Der Schwarzwald ist zu Recht eines der beliebtesten Urlaubsziele in Deutschland. Die bergige Landschaft mit ihren dichten Nadelwäldern, urigen Dörfern und Höfen, Weinbergen, Wanderwegen, Wasserfällen, kleinen Seen und den vielen schönen Ausblicken eignen sich prima für einen Kurztrip zurück zur Natur. Doch nicht nur für Wander- und Outdoorfans bietet Deutschlands höchstes Mittelgebirge zahlreiche Möglichkeiten: Der Schwarzwald eignet sich auch sehr gut für einen Roadtrip, zum Beispiel entlang der Schwarzwaldhochstrasse, einen Wellnessurlaub inmitten von Weinbergen oder einen Familienurlaub mit Kindern. Kurz gesagt: Schwarzwald geht eigentlich immer!
Da der Schwarzwald mit einer Nord-Süd-Ausdehnung von 150 Kilometern ein ziemlich grosses Gebiet umfasst, macht es Sinn, sich für eine Schwarzwaldregion zu entscheiden. In meinem Fall für den Nordschwarzwald, dem Land der Thermen, Klöster und Wasserfälle. Nirgendwo sonst im Schwarzwald ist deren Dichte höher als hier. Darüber hinaus gibt es malerische Täler, Sandsteinfelsen, Moore und so manch verstecktes Bijou.
Los geht mein verlängertes Wochenende in Bad Wildbad: Der Kurort liegt zu Füssen des Sommerbergs, von dem man einen schönen Blick auf den umliegenden Schwarzwald hat. Wer nicht zu Fuss hinaufwandern möchte, steigt einfach in die Seilbahn, die die Ausflügler vom Ort hinauf auf den knapp 800 Meter hohen Gipfel bringt. Oben angekommen, sollten Sie unbedingt den Baumwipfelpfad besuchen. Über mehr als einen Kilometer Länge schlängeln sich die hölzernen Stege durch den Bergmischwald, bevor man mit dem 40 Meter hohen Aussichtsturm das Highlight des Pfads erreicht. Das Besondere dabei ist nicht nur, dass man auf Höhe der Baumwipfel durch den Wald spaziert, sondern auch dass die ganze Konstruktion oben auf einem Berg steht. So hat man am Schluss einen genialen Rundumblick hoch über den Wipfeln des Schwarzwalds – was bei schönem Wetter übrigens auch zum Sonnenauf- sowie Untergang toll ist. Für den kleinen Adrenalinkick führt eine irre Riesenrutsche vom Aussichtsturm wieder hinunter auf den Waldboden. Noch mehr Action sowie Nervenkitzel verspricht die Hängebrücke Wildline, die sich ganz in der Nähe des Baumwipfelpfads befindet. Über knapp 400 Meter spannt sie sich in einem nach oben geschwungenen Bogen über den dunklen Wald. Für Menschen mit Höhenangst definitiv eine Mutprobe, für alle andern Spass und ein grossartiger Panoramablick ins Tal. So viel Bewegung macht Hunger. Auf dem Sommerberg erwartet das Restaurant Auerhahn hungrige Gäste. Wie wär’s mit Schwäbischen Maultaschen oder einem Baumwipfelpfännle mit Rindersteak und Spätzle?
Zurück in Bad Wildbad lohnt es sich, die müden Glieder zu strecken. Das geht nirgendwo besser als im historischen Thermalbad Palais Thermal, das ganz im maurischen Stil daherkommt. Ganz egal, ob Sie in die Sauna gehen, ins Fürstenbad oder in einen der zahlreichen Whirlpools, Sie haben das Gefühl statt im Schwarzwald im Orient zu entspannen. Das Bad stammt übrigens aus dem 18 Jahrhundert und wurde 1995 modernisiert. Gleich nebenan lässt sich kaiserlich im Hotel Moknis übernachten. Wenn man schon in Bad Wildbad nächtigt, sollte man gleich hier absteigen und sich wie ein Sultan verwöhnen lassen.
Hinter Bad Wildbad wird die Enz kleiner und kleiner. In Enzklösterle erreicht man deren Quelle. Der Luftkurort hat sich komplett auf Familientourismus eingestellt. Action pur verspricht die längste Sommerrodelbahn Süddeutschlands, ein Adventure-Golfpark sowie ein Kletterpark. Dabei ist die wirkliche Attraktion die Natur. Das Städtchen ist umgeben von viel schwarzem Wald und Heidelbeeren. Die haben für Enzkösterle eine besondere Bedeutung, gab es früher hier sogar Heidelbeerferien, um die Früchte zu ernten. Noch heute gibt’s alljährlich ein Heidelbeerfest; das Heidelbeerhaus lockt mit Spezialitäten wie Heidelbeerdragées und einem Heidelbeerweg.
Einsamkeit und Ruhe findet man im Hochmoorgebiet Kaltenbronn. Die naturbelassene Moorlandschaft zwischen Kaltenbronn und Bad Wildbad gilt mit 181 ha als grösstes Hochmoorgebiet Deutschlands. Hier kann man herrlich laufen, oft auf Plankenwegen – und dabei den Wildsee und den Hornsee erkunden. Ein wesentlicher Teil des Gebietes wurde im Jahr 2000 zum Natur- und Waldschutzgebiet Kaltenbronn erklärt. Informationen und Erklärungen dazu findet man im Infozentrum Kaltenbronn, einem Naturmuseum, Veranstaltungshaus und Portal mit interaktiver Dauerausstellung. Unterwegs erfährt man auf Schautafeln allerhand Wissenswertes zu Flora und Fauna. Bei der Weissensteinhütte endet das Moor, doch gehen Sie noch 2 km weiter. In der Grünhütte gibt’s den besten Heidelbeerpfannkuchen in der gesamten Umgebung.
Nicht nur in Bad Wildbad werden müde Wanderer wieder fit. Im Teinacher Tal im Kurort Nebulach lockt ein staatlich anerkannter Heilstollen, der sich für Menschen mit Lungenproblemen eignet. Im Fachwerkhausort Bad Teinach-Zavelstein sollten Sie unbedingt der Mineraltherme einen Besuch abstatten, eine aussergewöhnlich schöne Anlage in klassizistischem Stil, die vom Hofbaumeister Thouret erbaut wurde und der ein nettes Hotel angegliedert ist, wo man sehr lecker isst. Überhaupt ist Bad Teinach-Zavelstein ein zauberhafter Ort. Unten im Tal befinden sich die Quellen, hier wird auch das berühmte Mineralwasser abgefüllt, auf dem Berg begeistert das denkmalgeschützte Zavelstein mit seinen Fachwerkhäusern. Das Teinacher Tal ist eine der schönsten Wanderregionen im Nordschwarzwald. Buntsandsteinfelsen wechseln sich ab mit lichtem Wald, dazwischen immer wieder Wiesen und Wälder. Auf dem Wanderweg «Der Teinacher» geht es insgesamt 12 km einmal rund um Bad Teinach, fast immer mit herrlichem Panorama. Im Wanderheim, das zum Sternerestaurant Berlins Krone gehört, geniesst man zu Schwarzwälder Bier einen Schwäbischen Zwiebelrostbraten vom Weiderind.
Wer sich für deutsche Literatur und noch mehr Fachwerksarchitektur interessiert, dem sei Calw empfohlen. Hier lebte und arbeitete Schriftsteller Herman Hesse. Am Marktplatz trifft man auf das Geburtshaus. Hier wuchs der Literat auf, bis er später nach Basel zog. Im Hermann-Hesse-Museum findet man eine umfangreiche Dokumentation über den grossartigen Dichter, der 1946 den Nobelpreis für Literatur erhielt. Die sehenswerte Stadt ist voller bunter Fachwerkhäuser und lauschigen Plätzen. Die Gerberei sowie das Tuchmachergewerbe brachten Calw Reichtum, den man bis heute sehen kann. Samstags brummt das Leben auf dem Markplatz, der Wochenmarkt lockt alle Calwer nach draussen. Dann wird nicht nur eingekauft, sondern auch in den netten Cafés ringsherum das Wochenende gefeiert.
Weiter südwestlich lockt im Nationalpark Schwarzwald mit 1.165 m die Hornisgrinde, der höchste Berg des Nordschwarzwalds. Auf dem Gipfelplateau befindet sich ein ein baumloses Hochmoor, durch das man auf einem Holzbohlenweg hindurchwandern kann und einen weiten Blick ins Umland hat. Noch besser ist die Aussicht vom Hornisgrindeturm oder vom Bismarckturm. Mehrere Wanderwege führen auf und über die Hornisgrinde. Empfehlenswert ist der kurze Aufstieg vom Mummelsee, der direkt am Hang unterhalb der Hornisgrinde liegt. Einkehren lässt es sich am besten in die neu renovierte Grinde-Hütte oder am Ufer des Mummelsees. Der idyllische Bergsee hat mit dem umgebenden Wald und dem kleinen hölzernen Pfad, der ihn umrundet, durchaus etwas Romantisches. Zumindest, wenn man zur Nebensaison oder ausserhalb der Stosszeiten kommt. Da der Mummelsee zu den Top-Sehenswürdigkeiten des Schwarzwalds zählt und direkt an der Schwarzwaldhochstrasse liegt, ist der Andrang dementsprechend gross und man trifft insbesondere an den Sommerwochenenden schon mal auf ganze Busladungen an Touristen. Wer ein Souvenir aus dem Nordschwarzwald sucht, wird hier fündig: Duftendes, frisch gebackenes Holzofenbrot, kräftig geräucherter Schwarzwälder Schinken, Schwarzwälder Kirschwasser, Beerenweine oder eine einzigartige Schwarzwälder Kuckucksuhr. Im Sommer lohnt sich ein Sprung ins kühle Nass. Das geht besonders gut an der 2,5 km langen Schwarzenbach-Talsperre, die den grössten Stausee im nördlichen Schwarzwald bildet und die man auf einem Weg einmal umrunden kann. Überall locken schöne Abschnitte am Ufer mit kleinen weissen Sandstränden, die zu einer Rast und im Sommer zum Baden einladen.
Am Fusse der Talsperre und Hornisgrinde liegt das «Wein- und Blumendorf» Sasbachwalden. Umgeben von steilen Weinbergen, mit vielen hübschen Fachwerkhäusern und mit Blick auf die Rheinebene, Strassburg und die Vogesen hat Sasbachwalden eine tolle Lage und ist ein guter Ausgangspunkt für einen Schwarzwald-Kurztrip. Diverse Wanderwege führen durch die Weinberge und die Anhöhen bis hinauf auf die Hornisgrinde. Unterwegs bieten «Schnapsbrunnen» und lokale Weingüter in Selbstbedienungsmanier lokale Tröpfchen für eine Stärkung oder ein Picknick in den Weinbergen an. Sogar «Schlafen im Weinfass» inmitten der Weinberge kann man in Sasbachwalden! Was gibt’s Schöneres, als einen lauen Sommerabend mit einem badischen Wein in der Hand zu geniessen, um anschliessend in einem Weinfass vom Schwarzwald zu träumen.
So bereiten Sie sich vor
So kommen Sie hin:
Per Auto
Wie lange soll ich hin:
verlängertes Wochenende oder auch länger
Beste Reisezeit:
ganzjährig
Highlights:
Baumwipfelpfad, Hängebrücke Wildline, Mummelsee, Palais Therme und Therme Bad Teinach, Fachwerkstadt Calw
Übernachtungstipp:
Bad Wildbad: www.moknis.com
Bad Teinach: www.hotel-therme-teinach.de
Sasbachwalden: www.schlafen-im-weinfass.de
Mehr Infos:
www.schwarzwald-tourismus.info
www.mein-schwarzwald.de
Impressionen
Aufgezeichnet von Michael Bachmann
Weitere Reisebilder unter www.kissed-by-nature.com