Spitzbergen kann man nicht beschreiben, man muss es selbst erleben. Riesige Gletscher, die bis ins Meer reichen, Eisbärenbegegnungen auf dem Packeis, Walrosse und Bartrobben, die sich auf Eisschollen sonnen, Rentiere, die den kurzen Sommer nutzen, um die zarten Pflänzchen der Tundra zu verköstigen und 24 Stunden Tageslicht. Eine Expeditionsfahrt auf einem kleineren Schiff ist der beste Weg, um diesen Archipel auf 80° Nord zu erkunden.


Eine «Once in a lifetime»-Reise, die ich jedem Reisenden nur empfehlen kann! Schon alleine der Anflug nach Spitzbergen lässt einen demütig werden ob der Schönheit der Gletscher. Im Hauptort Longyearbyen gelandet, bleibt noch ein wenig Zeit um sich im Dorf umzusehen, bevor es abends heisst: Leinen los! 10 Tage ohne Kontakt zur Aussenwelt - kein Handyempfang geschweige denn WiFi – dafür unvergessliche Begegnungen und Eindrücke - eine unglaublich wohltuende Erfahrung!

Schon kurz nach Verlassen des Hafens mit der Sea Spirit und gut 100 anderen erwartungsvollen Passagieren beglückt uns eine Belugafamilie, die im Isfjord nach Fischen jagt und lässt uns auf weitere Tierbegegnungen hoffen.

Am nächsten Tag peilen wir Ny-Ålesund an - die nördlichste dauerhafte zivile Forschungsstation der Welt, die derzeit ausgebaut wird, um eine moderne internationale Arktisforschung und Überwachung der Umwelt zu ermöglichen. Von hier aus startete bereits in den 1920-er Jahren der Polarforscher Amundsen seine Forschungsflüge zum Nordpol. Ebenso interessant und typisch für diese Zeit Spitzbergens war der Bergbau. Alte Einrichtungen zum Abbau der Marmor- und Kohlevorkommen zeugen noch heute davon. In Ny-Ålesund leben im Sommer 120 Menschen, somit darf ein Lädeli mit der nördlichsten Poststelle der Welt nicht fehlen – fast jeder Besucher schreibt eine Postkarte vor der Kulisse der bunten Häuschen und umliegenden Bergwelt. Weisswangengänse gründeln im Meerwasser und sogar ein Polarfuchs lässt sich blicken und rennt mit seinem soeben erbeuteten Vogel zu seinen Welpen.

Da die Tage 24 Stunden lang hell sind, verliert man jegliches Zeitgefühl, und das ist auch gut so.
Arktische Meeresvögel begleiten einen während der ganzen Reise und demonstrieren unermüdlich ihre gekonnten Flugmanöver im Fahrtwind des Schiffs.

Am nächsten Tag wartet denn auch schon ein weiteres Highlight. Durchs Bullauge der Kabine kann ich den Monacogletscher erspähen. Was für ein grandioser Anblick. Beim näheren Heranfahren in einem Zodiacboot werden die Dimensionen noch verstärkt und man fühlt sich ganz klein und unscheinbar: 40km lang, 2,5km breit und gut 220 Meter dick schiebt sich das Eis vorwärts und kalbert hier ins Meer. Und kalt ist es: Bei einem Sprung ins kühle Nass – dem sogenannten Polar-Plunge - wird einem auch physisch bewusst, dass es von hier aus keine 900km mehr bis zum Nordpol sind.

Einen Tag später erwartet mich mein grösstes Highlight und wahrscheinlich auch für manches Crewmitglied: Ein Eisbär! Aber nicht etwa in weiter Entfernung – sondern gleich neben dem Schiff wagt der zottelige Freund - genau wie ich einen Tag zuvor - den Sprung vom Packeis in den Arktischen Ozean und schwimmt auf uns zu, zweimal dreht er eine ganze Runde ums Boot und riecht das leckere Mittagessen. Eine Begegnung, die ich mein Leben lang nie mehr vergessen werde! Auch die weitere Fahrt durchs Packeis lässt einen still und andächtig werden – alle noch so kleinen Problemchen werden weggewischt.

Schön an Expeditionsfahrten finde ich auch, dass man täglich immer wieder festen Boden unter den Füssen spürt. Bei Anlandungen mit den kleinen Zodiacbooten und nach den notwendigen Sicherheitsvorkehrungen durch die Expeditionsleitung, ob sich denn auch kein Eisbär im näheren Umfeld befindet, hatte ich ein paar Möglichkeiten, auf Wanderungen das Land aus erhöhter Lage zu bestaunen. Das Panorama ist jedes Mal unbeschreiblich schön: Gletscher, die ins Meer kalbern, Rentiere, die auf den kargen Tundrawiesen weiden und Blümchen, die in allen Farben und Formen blühen.

Auf der Weiterreise begegne ich zwei weiteren Eisbären – was für ein Glück! Einer hat sich soeben eine volle Mahlzeit in Form einer Robbe erjagt. Einen anderen erspähe ich mit dem Fernglas am Horizont.

Die Tage rauschen nur so dahin und schon bald heisst es wieder Abschied nehmen – vom Eis, der Stille, dieser grossartigen Natur- und Tierwelt. Doch ein Highlight wartet noch auf mich: eine Herde Walrosse, die sich im weichen Sand dicht an dicht ausruht. Dauernd versuchen einige dieser Kolosse noch einen besseren Platz im Gros der Herde zu ergattern. Und wenn sie Hunger verspüren, dann geht’s ganz gemütlich – schleppend und sogar rollend - Richtung Wasser. Man könnte diesen lustigen Kreaturen stundenlang zuschauen. Doch das Captains Dinner ruft und am darauffolgenden Morgen heisst’s für mich definitiv: Tschüss und Danke Spitzbergen – für diese einzigartigen magischen Momente und Erlebnisse.

So bereiten Sie sich vor

So kommen Sie hin:
mit SAS über Oslo nach Longyearbyen

Wie lange soll ich hin:
10 – 14 Tage

Beste Reisezeit:
Sommer

Highlights:
Eisbären, Packeis, Gletscherwelt, Walrosse und arktische Stille

Kreuzfahrttipp:
Expedition mit M/V Sea Spirit poseidonexpeditions.de
 

Mehr Infos:
en.visitsvalbard.com


Aufgezeichnet von Michael Bachmann
Weitere Reisebilder unter www.kissed-by-nature.com