Es gibt kaum einen Ort im Kaukasus, der spannender ist als Baku. Touristen haben die Hauptstadt Aserbaidschans allerdings noch nicht für sich entdeckt. Dabei bietet die moderne Metropole am Kaspischen Meer eine faszinierende Mischung aus reicher Tradition und westlicher Lebensart.

Starten Sie Ihr Abenteuer in Baku in der Altstadt. Es ist wie eine Zeitreise in eine längst vergangene Welt: Hinter meterdicken Mauern hat sich trotz der Abriss- und Bauwut ein Stück altes Baku bewahrt. Itscheri Schecher (Altstadt) heisst das Labyrinth aus verwinkelten Gassen, charmanten Häusern und dem Palast der Schirwanschah-Dynastie, das mitten in der Innenstadt oberhalb des Kaspischen Meeres auf einem Hügel thront. Nicht nur Touristen, auch einheimische Taxifahrer verirren sich in den steil aufsteigenden Kopfsteinpflaster-gassen. Seit dem Jahr 2000 gehört die Altstadt zum UNESCO-Weltkulturerbe. Obwohl die Aserbaidschaner ihre Autos lieben, ist Itscheri Schecher einer der wenigen Orte der Stadt, an dem der Verkehr reglementiert wurde. Nur 450 Autos dürfen sich gleichzeitig in dem von einer Stadtmauer begrenzten Bezirk aufhalten. Ist die Zahl erreicht, heisst es warten. Ungestört von Abgasen und Lärm führt somit die Erkundungstour durch die Altstadt zu Architektur-Denkmälern, kleinen Geschäften, in denen traditionelle Handwerkskunst verkauft wird, und dem Wahrzeichen der Altstadt, dem Jungfrauenturm. Eine Legende besagt, dass sich einst eine schöne Maid aus von dem Turm stürzte, nachdem ihr Geliebter ertrunken ist.

Nur ein paar Meter von der Altstadt entfernt lockt der Bulvar und das Kaspische Meer. Zum Baden lädt das an sich warme Wasser nicht ein. Dafür ist es zu stark von Erdöl verschmutzt. Zum Flanieren lockt es dagegen schon: Entlang der Bucht Bakus ist bereits Anfang des 20. Jahrhunderts eine Strandpromenade entstanden, die in den vergangenen Jahren erweitert wurde. Kleine Parks und Cafés säumen den Bulvar, vorbei am Regierungspalast "Dom Soviet", der zu Sowjetzeiten von deutschen Zwangsarbeitern errichtet wurde, bis hin zum Teppichmuseum, das wie ein zusammengerollter Läufer aussieht. Eine Art Märchenort in Museumsform, die die Teppichkultur Aserbaidschans im Laufe der Jahrhunderte zeigt. Hier kann man Teppiche, Schmuck, traditionelle Kleidung und viele andere Handwerke sehen, die die aserbaidschanische Kultur repräsentieren.

"Erwarte das Unerwartete" heisst der alternative Stadtplan, den die Menschenrechts-organisation Human Rights Watch herausgegeben hat. Darin sind nicht nur die Sehenswürdigkeiten der Boomtown Baku, sondern auch die Orte eingezeichnet, an denen es in den vergangenen Jahren zu Verhaftungen kam oder Häuser zwangsweise geräumt wurden. Das autoritär geführte Land steht wegen seiner Menschenrechtsverletzungen und der Missachtung von Pressefreiheit leider immer noch in der Kritik. Um ein umfassendes Bild der Stadt zu bekommen, empfiehlt sich auf jeden Fall ein Besuch der Vororte. So empfiehlt sich ein Ausflug nach Yanar Dag. Aserbaidschan nennt sich auch das Land des Feuers. Am Berg Yanar Dag wird klar warum. Er steht seit über 1000 Jahren permanent in Flammen. Aus der Erdoberfläche entweichen Gase der darunter liegenden Erdgas-vorkommen. Bis zu drei Meter hohe Flammen züngeln den Kalksteinhügel entlang und entfachen ein einzigartiges Naturschauspiel - besonders eindrucksvoll in der Dämmerung.

Aserbaidschan erlebt zurzeit seinen zweiten Öl-Boom. Der erste liegt mehr als 100 Jahre zurück. Ende des 19. Jahrhunderts schwemmte die Entdeckung der reichen Erdölvorkommen schon einmal Unmengen an Geld in die Stadt. Einflussreiche westliche Familien wie die Rothschilds und die Gebrüder Nobel siedelten sich in Baku an, um mit ihrem Know-how Pipelines, Erdöltanker und Raffinerien zu modernisieren. Sie waren die ersten Ölbarone, die sich in der Stadt prachtvolle Villen errichten liessen. Viele davon sind heute liebevoll restauriert und in Museen umgewandelt. Am eindrucksvollsten ist die Villa der Gebrüder Nobel inmitten eines prächtigen Parks. Sie zeugt vom unvorstellbaren Reichtum der Zeiten, als Baku die erste Ölhauptstadt der Welt war.                                                                         

Obwohl sich in der Innenstadt und am Bulvar Nobelboutique an Nobelboutique reiht, ist Baku kein wirkliches Shoppingparadies. Denn verglichen mit der Schweiz sind Importwaren teilweise doppelt so teuer. Der Einkaufsbummel muss sich also auf einheimische Produkte wie Teppiche und Kristallwaren beschränken, die aber in einer grossen Anzahl in den kleinen Geschäften in der Altstadt zu finden sind. 

Wenn in Baku die Sonne untergeht, verwandelt sich die Innenstadt in ein funkelndes Lichtermeer. Die Aserbaidschaner lieben bunte Lämpchen und viel Bling-Bling. Die Fussgängerzone rund um den Springbrunnenplatz wird von überdimensionalen Kandelabern erhellt. Im wahrsten Sinne auf die Spitze getrieben wird die Beleuchtungsmanie am 175 Meter hohen Fernsehturm, der ähnlich wie das Empire State Building in New York von bunten Scheinwerfern angestrahlt wird - zur Abwechslung auch in den Farben der Nation. Highlight ist jedoch die animierte Fassade der sogenannten Flammentürme. Drei Bürohochhäuser mit gläserner Fassade, die als neues Wahrzeichen Bakus gelten. Nachts verwandeln sie sich in eine Art Riesenbildschirm, auf denen Animationen zu sehen sind. Flammen züngeln scheinbar entlang der Fassade wie ein grosses Barbecue-Feuer. Ein grandioses Spektakel, das am besten von der Uferpromenade Bulvar zu bestaunen ist. Das Nachtleben findet in Baku im Sommer auf der Strasse statt. Viele Einheimische machen sich stadtfein und wandeln bis tief in die Nacht hinein durch die Innenstadt und erfreuen sich an den bunten Lämpchen. Alkohol wird in dem überwiegend muslimischen Land meist nicht getrunken. Es gibt aber kein Verbot; Bier, Wein und Spirituosen werden überall ausgeschenkt. Wer typische aserbaidschanische Musik hören will, sollte in einen Mugam-Club gehen. Der traditionelle Musikstil ist ein Vorläufer des Jazz. Über die Innenstadt verteilt findet sich ausserdem eine grosse Anzahl an Pubs – Sie finden bestimmt Ihre bevorzugte Shisha-Bar.


So kommen Sie hin:
via Frankfurt oder Istanbul nach Baku  

Wie lange soll ich hin:
verlängertes Wochenende in Verbindung mit Kaukasusreise  

Beste Reisezeit:
Frühjahr oder Herbst

Highlights:
Altstadt, Bulvar, Flaming Towers

Übernachtungstipp:
ParkInn by Radisson Baku

Pubtipp:
www.145group.az/greengarden

Mehr Infos:
www.azerbaijan.travel/en/home

Impressionen

Aufgezeichnet von Michael Bachmann
Weitere Reisebilder unter www.kissed-by-nature.com​​​​​​​​​​​​​​