Obwohl Bratislava die Hauptstadt der Slowakei ist, wird die Donaumetropole neben Wien und Budapest als Ziel für Städtereisen gerne übersehen. Mit knapp 450’000 Einwohnern ist sie nicht nur die grösste Stadt des Landes, sondern liegt auch im Dreiländereck mit Österreich und Ungarn. Bratislava glänzt mit einer reizenden Altstadt, den Auenlandschaften an der Donau und den fast bis ins Stadtgebiet hineinreichenden Wäldern der Kleinen Karpaten. Über dem Stadtkern will die weitherum sichtbare Burg Bratislava erobert werden und am Wasser lockt ein Drink im UFO.

Bratislava - was willst du dort? So reagierten viele Freunde, denen ich von meinen Reiseplänen in die Hauptstadt der Slowakei erzählte. Zugegeben, Bratislava klingt für viele erst einmal nicht nach dem typischen Reiseziel in Europa. Kein Wunder, denn sie hatten auch wenig Ahnung, wie bezaubernd die Altstadt, wie prunkvoll die Gebäude und wie malerisch die kleinen Gassen Bratislavas sind. Bratislava versprüht Ostcharme mit stylischen Cafés, deftigem slowakischen Essen und herzlichen Menschen.

Vielen ist die Stadt vielleicht noch unter dem Namen Pressburg bekannt. Nur selten trägt eine Stadt so verschiedene Namen in unterschiedlichen Sprachen. Ursprünglich war die Stadt eine deutsche Ansiedlung namens Pressburg. Die Römer nannten sie später Posonium, daraus wurde ungarisch Poszony. Die Slowaken schliesslich gaben ihr den Namen nach dem mährischen Herzog Wratislav «Bratislava».

Genug Geschichte! Beginnen Sie Ihren perfekten Tag in Bratislava auf dem Burgberg. Schon von weitem erkennt man die weisse Burg, die 85 Meter über der Altstadt thront. Über Jahrhunderte wurde die Burg von ungarischen und österreichischen Herrschern bewohnt, bis sie im 19. Jahrhundert fast komplett niederbrannte. Erst 1968 wurde das Gemäuer wieder aufgebaut und saniert. Heute strahlt die Burg in frischem Glanz und ist das Wahrzeichen der slowakischen Hauptstadt. Die Burg kann für einen Eintrittspreis von etwas mehr als 10 Euro besichtigt werden. Viele unterschiedliche Ausstellungen laden dazu ein, ein paar Stunden in der Burg zu verweilen. Das Burggelände ist zudem ein guter Aussichtspunkt, um sich einen Überblick über die 450’000 Einwohner zählende Stadt zu verschaffen; vom Burggarten aus hat man den perfekten Blick aufs Zentrum Bratislavas. Das hübsche Stadtbild wird von roten Dächern, zahlreichen kleinen Kirchen und vom 85 Meter hohen Martinsdom dominiert. Auch die oft besungene Donau liegt Ihnen von hier oben zu Füssen, wo auch zahlreiche Flusskreuzfahrtschiffe Halt machen.

Ein schmaler Weg führt hinab in die historische, schön restaurierte Altstadt und zur grössten Kirche der Stadt. Am Westrand gelegen, ist der eindrucksvolle St. Martins Dom, welcher im 14. und 15. Jahrhundert errichtet wurde, nicht zu übersehen. Die gotische Kathedrale mit mehreren Kapellen zieht täglich zig Besucher von Bratislava in den Bann. Highlight der dreischiffigen Kirche ist die 150 kg schwere Kopie der ungarischen Königskrone, welche die 85 Meter hohe Spitze des Turms ziert. Ausserdem gehört die 2,5 Tonnen schwere Glocke, welche 1675 gegossen wurde, zu den wertvollsten Glocken in ganz Europa.

Lassen Sie sich durch die hübschen, verwinkelten Gassen treiben, welche grösstenteils autofrei sind. Quasi automatisch kommen Sie am fast viereckig geformten Hauptplatz vorbei. Hier finden Sie neben dem Alten Rathaus, welches eine Ausstellung zur Geschichte der Stadt beherbergt, auch den bekannten Maximilianbrunnen, ältester Brunnen der slowakischen Hauptstadt. Der Hauptplatz war früher der zentrale Marktplatz, an dem Versammlungen stattgefunden haben und berühmte Persönlichkeiten begrüsst wurden. Witzig: In der Altstadt gibt es mehrere bekannte Bronzefiguren, die überall in der Stadt verteilt rumstehen und den Stadtbummel noch unterhaltsamer gestalten. An der Ecke des Markplatzes grüsst Náci freundlich mit seinem Hut. Die wohl bekannteste Skulptur jedoch ist der Čumil, der Gaffer, der aus einem Kanalisationsdeckel den Frauen unter den Rock schaut. Also unbedingt auf den Boden schauen, wenn Sie in den Gassen unterwegs sind, damit Sie nicht noch darüber stolpern. Ausserdem gibt es auch noch den Paparazzo, der mit seiner Kamera Jagd auf die Passanten macht. Viel Spass bei der Schnitzeljagd!

 

Ganz in der Nähe des Hauptplatz’ befindet sich der neoklassizistische Primatialpalast, welcher heute Sitz des Bürgermeisters und Stadtrats Bratislava ist und mit rosafarbener Fassade auf sich aufmerksam macht. Im Inneren können Sie ein spektakuläres Spiegelhaus, einen Brunnen und eine wertvolle Sammlung an englischen Wandteppichen aus dem 17. Jahrhundert besichtigen.

Im Norden der Stadt wartet das Michaelstor, um mit der Kamera ins rechte Licht gerückt zu werden. Es ist das einzige noch erhaltene von vier Toren der mittelalterlichen Stadtbefestigung. Der 51 Meter hohe Turm darüber gehört zu den ältesten Gebäuden der Stadt. Zwischen 1753 und 1758 wurde er im barocken Stil neu errichtet; dabei wurde damals auch die Statue des Erzengels Michael auf die Spitze des Turms gesetzt. Heute befindet sich im Turminnern die Waffenausstellung des Städtischen Museums und im Tor selbst ein Bronzering, welcher die Entfernung zu bedeutenden Städten Europas zeigt.

Gleich hinter dem Michaelstor und einen Katzensprung entfernt, steht die Residenz des Präsidenten der Slowakischen Republik. Der Palast Grassalkovich wurde 1760 für den Vorsitzenden der ungarischen Königskammer erbaut. Hinter dem Palast befindet sich der wunderschön angelegte Grassalkovich Garten, der vor allem im Sommer als grüne Parkanlage viele Besucher und auch Einheimische anzieht.

Nach so vielen Eindrücken, meldet sich bei Ihnen bestimmt auch der Magen. Nebst Restaurants gibt es auch eine stattliche Auswahl an Kaffeehäusern. Im «Cakeshop Zeppelin» reichen die Tortenkreationen von klassisch bis ausgefallen – für jedes Schleckmaul ist etwas dabei. Im «Kaffee Mayer» fühlt man sich schon beim Eintreten in die Zeit von Kaiserin Elisabeth zurückversetzt. Die Einrichtung gleicht einem klassischen Wiener Kaffeehaus und auch die Mehlspeisenauswahl ist gross. Geschmacklich steht die Sachertorte dem Original aus Wien in nichts nach. Kein Wunder: Wien und Bratislava liegen nur 55 km Luftlinie voneinander entfernt und sind somit die beiden nächst aneinander gelegen Hauptstädte innerhalb Europas. Dies wussten auch Komponisten zu schätzen. So dirigierte Joseph Haydn hier regelmässig und sogar Mozart konzertierte hier als sechsjähriger Jungspund.

Nach der Stärkung geht’s weiter auf Entdeckungstour: Etwas abseits der Altstadt, inmitten eines ruhigen Wohngebiets, steht die aussergewöhnliche Sankt Elisabeth Kirche, die wegen ihrer Farbe auch unter dem Namen Blaue Kirche bekannt ist. Heute strahlt sie mit dem Himmel um die Wette und erinnert ein bisschen an Alice im Wunderland. 

Wer gerne shoppt, dem seien nebst den vielen kleinen Läden in der Altstadt die drei zentrumsnahen Einkaufszentren Eurovea, Aupark und Central empfohlen, wo Mode, Accessoires, Schmuck, Elektronik, Heimartikel, Bücher und auch Möbel angeboten werden. Eurovea, am Ufer der Donau gelegen, ist sowohl das neue kommerzielle Zentrum als auch der gesellschaftliche Hotspot der Hauptstadt. Wer etwas aus Bratislava mitbringen möchte, findet hier eine grosse Auswahl aus klassischen Mitbringseln wie bedruckten Kaffeetassen, Kulinarisches wie leckeren Mett oder auch handgeschöpfte Seifen.

Wer nach dem Burgbesuch noch einmal einen grossartigen Blick über die Stadt haben möchte, sollte unbedingt eine Fahrt auf den berühmten UFO-Turm wagen. Dieser steht direkt am Wasser unweit der Altstadt und ist schon von Weitem aus zu sehen. Eine schöne Location, um sich einen Apero zu gönnen. Fürs Abendessen geht’s zurück in die Altstadt, um die slowakische Küche auszuprobieren. Bestellen Sie doch das Nationalgericht «Bryndzové halušky», eine Art Gnocchi aus rohen Kartoffeln und Mehl, die mit Schafskäse vermengt und zum Schluss mit gebratenem Speck bestreut und serviert werden. Ebenfalls hoch im Kurs: Traditionelle Suppen wie die Sauerkrautsuppe Kapustnica sowie die Knoblauchsuppe Cesnaková polievka, die besonders gut im Gasthaus Bratislavsky Mestiansky Pivovar schmecken. Guten Appetit!

Ein letzter Tipp: Auf der offiziellen Webseite von Bratislava haben Reisende die Möglichkeit, sich einen persönlichen Sightseeingplan zusammenzustellen. Steht der Plan, ist die Bratislava Card eine ideale Ergänzung für den Besuch der Donaustadt. Die Karte bietet unter anderem Eintritt zu 18 Museen und Galerien sowie kostenlose Nutzung des Nahverkehrs.


So kommen Sie hin:
per Bahn via Wien, mit dem Auto oder auf einer Flusskreuzfahrt

Wie lange soll ich hin:
Wochenende, gut mit Wien und sogar Budapest kombinierbar

Beste Reisezeit:
ganzjährig

So kommen Sie herum:
zu Fuss!

Highlights:
Burg, Altstadt, Ufo, blaue Kirche

Übernachtungstipp:
https://www.hotelmarrols.sk

Apéro-Tipp mit Aussicht:
https://www.u-f-o.sk/de/ufo-restauracia-bar.html

Mehr Infos:
https://www.visitbratislava.com/de/

Impressionen

Aufgezeichnet von Michael Bachmann
Weitere Reisebilder unter www.kissed-by-nature.com​​​​​​​​​​​​​​