Gestern noch Aschenputtel unter den nördlichen Metropolen, hat sich Oslo inzwischen herausgeputzt und setzt neue Massstäbe bei Architektur und Verkehrsplanung. Die von Bergen und dem Meer umringte Hauptstadt Norwegens wirkt kompakt, reich an Kultur und freundlich - und sie macht Spass! Nebst Weltklassemuseen und Galerien, die es mit allen grossen Kunstmetropolen Europas aufnehmen können, glänzt Oslo ebenso mit viel Natur und bietet unzählige Gelegenheiten zum Wandern, Velo-, Ski- und Bootfahren. Hinzu kommt eine florierende Café- und Barszene, Spitzenrestaurants und ein Nachtleben, das von Oper bis Indie-Rock alles zu bieten hat. All das macht Oslo zu einer berauschend smarten Stadt, die entdeckt werden will.
Welche Attraktionen fallen Ihnen zu Oslo ein? Die Skisprungschanze am Holmenkollen, der weitläufige Vigelandpark, das markante Opernhaus, das königliche Schloss oder doch das neue Munch Museum. Oslo hat noch viel mehr zu bieten. Zu Fuss erkundet man das Zentrum Oslos schnell und problemlos und gelangt von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten. Ready für einen perfekten Tag in Oslo?
Lassen Sie uns royal starten. Das königliche Schloss, offizielle Residenz des norwegischen Königs, befindet sich am Ende der Karls Johan Gate, wurde 1825 erbaut und ist von Juni bis August auch für die Öffentlichkeit zugänglich. Die Führungen dauern 60 Minuten oder wohnen Sie der täglichen Wachablösung um 13.30 Uhr bei. Schlendern Sie anschliessend die Karl Johans Gate, Haupt- und Einkaufsstrasse hinunter. Sie führt vom Königlichen Schloss bis zum Hauptbahnhof. Auf dem prachtvollen Boulevard nach König Karl III. Johann von Norwegen benannt, reihen sich Luxushotels und edle Shoppingadressen gleich einer Perlenschnur aneinander. Flanieren Sie entlang der autofreien Meile vorbei am Nationaltheater, vor dem die in Erz gegossenen Skulpturen «Kulturheiligen» Ibsen sowie Bjørnson aufragen. Gegenüber prunkt das Hotel Continental mit dem jugendstilechten Theatercafé, während auf der anderen Seite des Boulevards der mächtige Säulenbau der «Universitet» klassizistische Akzente setzt. Auf dem Weg zum Hafen können Sie auch gleich noch den Osloer Dom «mitnehmen», Hauptkirche Oslos und Sitz des Erzbischofs von Norwegen, der im 12. Jahrhundert erbaut und nach mehrmaligen Umbauten 1697 fertiggestellt wurde. Kleines Hüngerchen und zufällig Schokoholic? Dann sollten Sie den Freia Shop besuchen. Hier gibts Norwegens beste Schokolade oder Sie probieren ofenfrische Kanelboller (Zimtschnecken) in einer der Bäckerei-Filialen von W.B. Samson. Einfach köstlich!
Rund ums Hafenbecken warten bereits die nächsten Highlights. Allen voran das Opernhaus und neues Wahrzeichen der Stadt. Es ist nicht nur das mit Sicherheit spektakulärste Gebäude Oslos, es zählt auch zu den aussergewöhnlichsten Opernhäusern der Welt. Die Oper gleicht einem riesigen Eisberg, der im Fjord schwimmt, was an dem grosszügig verwendeten schneeweissen Marmor und den vielen Glasflächen liegt. Was man nicht sieht: Wie bei einem Eisberg verstecken sich 16 Meter des Gebäudes unter dem Wasserspiegel. Das Opernhaus wurde 2008 nach einem Entwurf von Snøhetta fertiggestellt. Die Oper ist aber nicht nur Kunstobjekt und Spielstätte, sie hat auch eine gigantische Aussichtsplattform. Völlig kostenlos spazieren Sie auf der Dachlandschaft herum und können von hier aus wunderbar auf die Stadt und den Oslofjord blicken.
Gleich nebenan wartet eines der berühmtesten Museen Norwegens. Das Munch-Museum ist dem Leben und Werk des norwegischen Künstlers Edvard Munch gewidmet und beherbergt eine Sammlung von mehr als 28’000 Werken Munchs, darunter das berühmte Gemälde «Der Schrei» in drei Versionen, von denen stündlich immer nur eines zu sehen ist. Ausserdem gibt es viele interaktive Räume. So etwa das Haus Munchs, durch das Sie hindurchgehen können.
Wer sich für Architektur interessiert, sollte sich ein paar Häuserblocks weiter die sanierte Fjord City auf dem ehemaligen Hafen- und Industriegelände anschauen. Im Stadtteil Bjørvika befinden sich neben Büros und Wohnungen auch kulturelle Angebote sowie Restaurants und Geschäfte zum Bummeln. Teil des Viertels ist auch der Barcode District. Er besteht aus zwölf Hochhäusern unterschiedlicher Breite und Höhe. Sie wurden von verschiedenen Architekten entworfen und sind mit vielen architektonischen Details ausgestattet. Das Besondere sind nicht die einzelnen Häuser, sondern vielmehr das Gesamtbild. Mit den zwischen den Hochhäusern liegenden unbebauten Flächen ähnelt die Skyline von Weitem einem Barcode. Einen tollen Blick auf dieses Gesamtwerk haben Sie übrigens von der Akrobaten-Brücke aus, einem weiteren architektonischen Meisterwerk. Die 206 Meter lange innovative Konstruktion aus Stahl und Glas holte 2012 den ersten Platz beim Europäischen Preis für Stahlbrücken.
Falls Sie sich nach diesem morgendlichen Programm entspannen möchten, machen Sie es wie die Einheimischen und mieten Sie sich einen Platz in der Sauna mit Blick auf Oper und Munch Museum. Zwischen den Gängen können Sie ins abkühlende Wasser des Fjords hüpfen. Ein absolutes Highlight in Oslo und wohltuend für Körper und Seele. Von hier aus fahren regelmässig Fähren auf die Museuminsel Bygdøy. Eine gute Wahl für Museumsliebhaber - auch bei regnerischem Wetter - kann man sich doch auf der Insel einen ganzen Tag lang der Kunst und Geschichte Norwegens widmen.
Alleine die Fahrt mit dem Boot über den Oslofjord ist ein Ereignis und schon an sich ein Highlight. Die Museumshalbinsel Bygdøy beherbergt einige der wichtigsten Museen der Stadt. Beginnen wir mit dem kleinen, aber feinen Kon-Tiki-Museum, das dem Leben und Werk des norwegischen Entdeckers Thor Heyerdahl gewidmet ist. Heyerdahl ist vor allem für seine Kon-Tiki-Expedition berühmt, bei der er auf einem aus traditionellen Materialien gebauten Floss über den Pazifik segelte. Ausgestellt sind die beiden Originalschiffe Kon-Tiki (aus Balsaholz) und Ra II (aus Papyrus), mit welchen Heyerdahl 1947 den Pazifik respektive 1970 den Atlantik überquerte. Das Fram Museum ist dem Polarschiff Fram und seinen Expeditionen zu den Polen gewidmet und befindet sich gleich gegenüber des Kon-Tiki Museum. Die Fram ist das stärkste je aus Holz erbaute Schiff weltweit. Die Fram wurde bei drei bedeutenden Polarexpeditionen eingesetzt: Die von Fridtjof Nansen (1893-1896), Otto Sverdrup (1898-1902) und Roald Amundsen (1910-1912). Das Schiff kann mit seiner originalen Einrichtung sowie Ausrüstung und Gegenständen besichtigt werden. Das Wikingerschiffsmuseum wiederum beherbergt drei der am besten erhaltenen Wikingerschiffe der Welt. Es beinhaltet auch eine Sammlung vieler weiterer Artefakte aus der Wikingerzeit. Bleibt noch das Norwegische Volkskundemuseum, eines der grössten Freilichtmuseen der Welt. Es erstreckt sich über eine Fläche von über 155 Hektaren, und es gibt mehr als 150 Gebäude zu entdecken, darunter eine Stabkirche und diverse typische Gebäude aus allen Regionen Norwegens. Mein Spartipp: Der Oslo Pass bietet kostenlosen Eintritt zu mehr als 30 Attraktionen und Museen und die kostenlose Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs samt Booten zur Museumsinsel Bygdøy.
Retour nehmen wir die Fähre in die Pipervika-Bucht. Schon von weitem geht der Blick hoch zur Akershus Festning und zum Osloer Rathaus. Das Rathaus, Sitz der Stadtverwaltung, wurde vom norwegischen Architekten Arnstein Arneberg entworfen und 1950 fertiggestellt. Zwei Backsteintürme verströmen Fabrikanmutung. Statuen draussen und Wandgemälde drinnen feiern die Unabhängigkeit. Im Erdgeschoss werden jeweils am 10. Dezember die Nobelpreise vergeben. Die Festungsanlage Akerhus gleich gegenüber ist ein beliebter Sonnenuntergangsspot mit Blick aufs Rathaus und die Ausgehmeile Akers Brygge. Die mittelalterliche Festung, die als Gefängnis, Kaserne und Palast genutzt wurde, wurde 1299 von König Håkon V. von Norwegen erbaut und seither mehrmals umgebaut. Mit über 200’000 Besuchern pro Jahr ist sie eine der beliebtesten Touristenattraktionen in Oslo.
Nach derart vollgepacktem Programm haben Sie sich eine Pause verdient. Die Aker Brygge Waterfront lädt zum perfekten Entspannen ein. Suchen Sie sich ein Plätzchen auf der Uferpromenade und geniessen Sie den Abend in einem der zahlreichen Restaurants, Clubs oder Cafés. Lekter’n ist der klassische Tipp für ein Glas Wein al fresco direkt am Wasser. Falls Ihr Geldbeutel locker sitzt, im ultraschicken neuen Viertel Tjuvholmen voller Galerien, Kunstinstallationen und Cafés, isst es sich im Seafood-Restaurant The Salmon besonders lecker. An einem aufgeschütteten Strand können Sie ganz in der Nähe sogar ins Wasser springen. Herzstück des Viertels ist das von Stararchitekt Renzo Piano entworfene Astrup Fearnley Museum mit zeitgenössischer Kunst. Der Bau wirkt komisch fragil, der Skulpturenpark drumherum spektakulär protzig.
Mehr Skulpturen zu bestaunen, gibt’s im Vigelandpark. Der grösste Skulpturenpark der Welt beherbergt mehr als 200 naturalistische Skulpturen des norwegischen Künstlers Gustav Vigeland, die den Zyklus des Lebens symbolisieren. Der Besuch ist kostenlos.
Und noch ein Tipp zum Schluss für alle Skifans: Wie eine schwebende Kufe ragt die Holmenkollenschanze himmelwärts. Die U-Bahnlinie 1 führt vom Zentrum auf beeindruckender Panoramafahrt hinauf zum Balkon der Stadt. Nach einem kurzen Spaziergang und einer Liftfahrt steht man ganz oben auf der steilen Schanze und geniesst eine Bilderbuchaussicht. Gesprungen wird auf Holmenkollen seit 1892, doch im Zuge der Nordischen Ski-WM 2011 wurde die ursprüngliche Schanze abgerissen und durch einen hypermodernen Neubau ersetzt. Auch als Besucher ist ein Sprung möglich, nämlich im Simulator des im Besucherzentrums eingerichteten Skimuseums, das die Entwicklung des Skifahrens im Laufe der letzten 4000 Jahre nachzeichnet.
So bereiten Sie sich vor
So kommen Sie hin:
Nonstop mit SWISS oder per Bahn bis Kiel und als Minikreuzfahrt mit Colorline https://www.colorline.de/kiel-oslo/mini-kreuzfahrt-erleben
So kommen Sie herum:
zu Fuss und per Fähren
Wie lange soll ich hin:
Wochenende – idealerweise mit Norwegenreise verbinden
Beste Reisezeit:
Ganzjährig
Übernachtungstipp:
Hotel Amerikalinjen - direkt am Hauptbahnhof
Saunagang:
https://koknorge.no/leie-badstue-oslo/
Mehr Infos:
https://www.visitoslo.com/de/
Aufgezeichnet von Michael Bachmann
Weitere Reisebilder unter www.kissed-by-nature.com