Einst Heimat wohlhabender Kaufleute, rühmt sich Tallinn heute ihrer mittelalterlichen Kirchtürme, kopfsteingepflasterten Strassen und zahlreichen Sehenswürdigkeiten: Der mittelalterliche Marktplatz selbst, das besterhaltene Rathaus Nordeuropas im gotischen Stil sowie die älteste Ratsapotheke Europas, die noch heute Kundschaft empfängt. Es ist nicht nur architektonische Kontinuität, die Altstadt Tallinns hat sich ihr traditionelles Flair als lebendige Stadt mit gemütlichen Strassencafés und urigen, versteckten Innenhöfen bewahrt, in denen Cocktails und Musik für jeden Geschmack serviert werden.

Kommen Sie mit auf einen Rundgang und tauchen Sie ins Mittelalter ein. Die wichtigste Sehenswürdigkeit Tallinns ist zweifelsohne die in die Liste des Welterbes der UNESCO eingetragene Altstadt mit ihrem mittelalterlichen Charme und aussergewöhnlich komplett erhaltenem Wegenetz und ihrer Stadtmauer. Geteilt in Oberstadt mit Domberg und Unterstadt, bildet der Rathausplatz das Herz der Altstadt, umrahmt von einer zweieinhalb Kilometer langen Stadtmauer. Wenn Sie sich von Osten der Stadt nähern, können Sie die Lehmpforte schon von Weitem sehen. Das Pfortensystem war an dieser Stelle bis zum Ende des 19. Jahrhunderts noch ausgeprägter. Übriggeblieben sind nur noch die beiden malerischen Türme der Lehmpforte mit der angrenzenden Stadtmauer. Die historischen Überreste aus dem 15. Jahrhundert geben heute noch einen Eindruck davon, wie Tallinn früher ausgesehen haben muss. Bevor Sie sich in Richtung Marktplatz begeben, empfehle ich Ihnen in die Müürivahe abzubiegen. Wie der Name der Strasse erahnen lässt, befinden sich hier Teile der Stadtmauer. In Tallinn sind «Teile der Stadtmauer» nicht nur ein paar Meter; nahezu die gesamte Altstadt ist mit historischen Stadtmauern umgeben. Kaum gestartet stossen Sie schon auf den Hellemann Turm. Für wenig Geld können Sie Tallinn ein erstes Mal von oben anschauen und ein Stück auf dem Stadtmauerweg entlanggehen.

Übrigens: Die Stadtmauer von Tallinn besitzt eine Länge von insgesamt zwei Kilometern. Sie ist damit eine der besterhaltenen Stadtbefestigungen in Estland. Noch mehr Stadtmauer gibt es am südlichen Eingang der Stadt. Dort befindet sich der Kiek in de Kök Wachturm mit zwei Museen und einer Bastion. Wenn Sie eine Besichtigung der Stadtmauer einplanen, dann empfehle ich Ihnen diesen Ort. Von hier haben Sie einen schönen Blick auf die Altstadt und den Domberg.

Zurück in der Müürivahe befindet sich unweit die St. Katharinenpassage, eine kleine malerische Gasse mit steinernen Bögen, wo man etlichen Künstlern bei der Arbeit über die Schulter schauen kann: Hier entsteht traditionelles Handwerk aus Glas, Keramik oder bunten Schmucksteinen. Von hier ist es nicht mehr weit bis zum grossen Rathausplatz, um den sich rundum bunte historische Häuser aneinanderreihen, getrennt lediglich durch urige Gassen, die Sie in andere Winkel der Altstadt führen. Erstmalige Erwähnung fand das im gotischen Stil erbaute Rathaus 1320; noch heute wird es das ganze Jahr über für Empfänge und Konzerte genutzt. In den Sommermonaten steht es auch Touristen für eine Besichtigung offen. So können Sie sich die prunkvollen und buntverzierten Säle und Wechselausstellungen im Kellergeschoss zu Gemüte führen. Auch hier lässt sich Tallinn aus der Vogelperspektive anschauen: Vom 64 Meter hohen Rathausturm geht der Blick mitten aus der Altstadt in alle vier Himmelsrichtungen über die Dächer von Tallinn bis an die Ostsee.

Bestimmt meldet sich bei Ihnen auch langsam der Hunger. Ich empfehle Ihnen, nicht direkt am Marktplatz ein Restaurant zu besuchen. Auch wenn der Ausblick auf Rathaus, Domberg und Marktplatz ausgesprochen verlockend ist, die Aussicht widerspiegelt sich im Preis. Besser ein paar Meter weitergehen und zum Beispiel im Olde Hansa Restoran einkehren. Die Raumdekorationen, das Ambiente und auch die Kleidung des Personals machen das Lokal zu einem stimmig mittelalterlichen Restaurant. Die Karte bietet allerlei Speisen und Getränke, die einige schmackhafte Überraschungen verheissen. Probieren Sie doch beispielsweise den Wildschwein- und Elchwurst-Teller, dazu ein dunkles Kräuterbier.

Nach der kleinen Stärkung lohnt sich ein Besuch der Alten Apotheke, die seit 1422 und bis auf den heutigen Tag geöffnet hat und sich auf Kundschaft freut! Im hinteren Teil befindet sich eine kleine Ausstellung zu Medizin, Apothekenutensilien und der Geschichte der Apotheke. Vielleicht benötigen Sie ja noch etwas für Ihre Reiseapotheke? Neben den üblichen Medikamenten gibt’s auch den Raeapteek’s Claret, einen Kräuterschnaps, der aus Rotwein und Gewürzen nach einem Rezept von 1467 gebrannt wird. Ein passendes Mitbringsel für die Liebsten zuhause.

Ein weiteres Highlight auf dem Weg zum Domberg ist die Olaikirche aus dem 13. Jahrhundert, die durch die Höhe des Kirchturms die Stadtsilhouette Tallinns prägt. Früher diente sie nicht nur als Gotteshaus, sondern gab auch Leuchtsignale für die Schifffahrt ab. Mit seinen 124 Metern Höhe gehört der Turm zu den höchsten Bauwerken in Estland. Im Mittelalter war er sogar das höchste Gebäude der Welt.

Ein Muss ist die Besteigung des Dombergs, der ganze 48 Meter über der Unterstadt liegt.

Besonders sehenswert sind hier der Tallinner Dom, die Alexander-Newski-Kathedrale und der beste Aussichtspunkt über die Stadt.

Der Dom, Wahrzeichen der Stadt, ist immer wieder erweitert und renoviert worden und vereinigt dadurch Baustile unterschiedlicher Epochen. Den russischen Einfluss auf die Stadt und Estland erkennt man unweigerlich in der Alexander-Newski-Kathedrale. Sie thront ebenfalls auf dem Domberg hoch über der Stadt und erinnert mit ihren Zwiebeltürmen an die orthodoxen Kirchen im Nachbarland Russland. Im Sonnenlicht glänzen die goldenen Kreuze auf den Kuppeln. Ebenso lohnt sich ein Besuch des Innenraums der Kathedrale. Dieser ist mit viel Gold und prunkvollen Mosaiken verziert.

Den besten Blick über die gesamte Stadt – und übrigens kostenlos - bietet sich auf einer der zahlreichen Aussichtsplattformen. Wie wärs zur Abwechslung mal mit einem Selfie?
 
Wer Märkte liebt, dem empfehle ich den Balti Jaam Market, ein kulinarischer Tempel unweit der Altstadt im Stadtteil Telliskivi gelegen. Die moderne Markthalle bietet neben den üblichen Gemüse-, Obst-, Fisch- und Fleischtheken auch zahlreiche Stände mit besonderem Essensangebot. Ein paar Schritte weiter lockt der Besuch der Telliskivi Creative City, einem ehemaligen Industriegelände, auf dem sich ein alternatives Viertel entwickelt hat und es viel zu entdecken gibt, wie etwa eine enorme Fülle an Street Art. Schon allein diese Kunstwerke sind einen Spaziergang durch das Viertel wert – und das Ganze kostenlos.

Zudem gibt es hier eine rege Kulturszene mit Events, Ausstellungen und Kunst und eine spannende gastronomischen Szene aus Bars, Cafés, Restaurants und Streetfood, wo sich ein Abend in Tallinn gut ausklingen lässt.

So bereiten Sie sich vor

So kommen Sie hin:
nonstop mit SWISS

Wie lange soll ich hin:
Wochenende - gut kombinierbar mit einem Besuch Helsinkis

Beste Reisezeit:
Ganzjährig

Highlights:
Altstadt, Domberg, Street Art Telliskivi

Restauranttipp:
www.oldehansa.ee

Mehr Infos:
www.visittallinn.ee

Impressionen

Aufgezeichnet von Michael Bachmann
Weitere Reisebilder unter www.kissed-by-nature.com​​​​​​​​​​​​​​