Wer kennt schon South Dakota? Der bei uns eher unbekannte US-Bundesstaat im Mittleren Westen lockt mit weiten Prärien, grandiosen Naturwundern wie den hügeligen Black Hills und der kargen Schönheit der Badlands und deren beeindruckenden Tierwelten oder dem Wind Cave Nationalpark mit seinen faszinierenden Höhlensystemen. South Dakota ist zudem das ideale Reiseziel für alle, die sich für die Geschichte und Kultur der Ureinwohner Nordamerikas interessieren und die noch echtes Wildwest Feeling erleben möchten.

Von den riesigen Prärien mit hüfthohem Gras im Osten, über den Missouri River und unzählige Ranches im Zentrum, bis in den westlichen Teil mit den Black Hills und Badlands, weiss South Dakota landschaftlich zu punkten. Auch die riesigen Monumente Mount Rushmore und Crazy Horse Memorial geben South Dakota im wahrsten Sinn des Wortes ein Gesicht. Über allem schwebt der omnipräsente Geist der amerikanischen Ureinwohner. Benannt ist der Bundesstaat nach den Lakota- und Dakota-Stämmen der Sioux Indianer, die hier eines ihrer Siedlungsgebiete hatten. So verwundert es nicht, dass sich in South Dakota auch heute noch viele Indianerreservate befinden. Um South Dakota zu bereisen, bedarf es etwas mehr Aufwand als Sie es als Amerikareisender vielleicht von anderen Bundesstaaten in den USA kennen. So liegt South Dakota nicht nur abgeschieden im nördlichen Teil der USA weit weg der gängigen Touristenziele im Westen Amerikas, auch gibt’s von Europa aus keine direkten Flugverbindungen in den Bundesstaat. Ich empfehle daher South Dakota entweder mit Besuchen in andere Bundesstaaten – wie beispielsweise Montana, Wyoming oder Colorado – zu verbinden. Oder eine längere Autofahrt einplanen, wenn Ihr Ankunftsflughafen Chicago, Denver oder Kansas City heisst. Für welchen Weg auch immer Sie sich entscheiden, South Dakota ist jede Extra-Meile wert!

Beginnen Sie Ihre Reise im südöstlich gelegenen Sioux Falls. Die grösste Stadt South Dakotas bezaubert mit Parks, Galerien und Museen. In der historischen Innenstadt, rund um die Phillips Avenue, finden Sie mit dem «Sculpture Walk» eine ständig wachsende Sammlung von mehr als 60 Skulpturen. Das absolute Highlight in Sioux Falls sind die Wasserfälle im Herzen des Falls Park. Über mehrere Stufen rauscht der Big Sioux River über rosafarbenes Quarzitgestein. Von verschiedenen Aussichtspunkten lassen sich die imposanten Falls beobachten.

Weiter westlich in Zentral South Dakota locken unendliche Graslandschaften und zerrissene Canyons – willkommen im Badlands National Park. Schon die Ureinwohner von South Dakota nannten es schlechtes Land: die Badlands. Trockene Hitze, karge Böden und unerbitterliche Winde machten das Leben in den Badlands seit jeher beschwerlich. Immerhin schufen Wind, Regen und Hitze in vielen Millionen Jahren ein natürliches Kunstwerk, indem sie zur Erosion beitrugen. Die Schichten aus verfestigtem Lehm, Sand, Schiefer und vulkanischen Aschen in braunen, grauen, gelben und schwarzen Farbtönen machen die Badlands heute zu einem der schönsten Nationalparks der USA. Um die raue Schönheit des Badland Nationalparks zu erleben, führt eine etwa 50 km lange Panoramastrasse zu vielen lohnenswerten Aussichtspunkten und kleineren Wanderwegen.  

Nicht unweit der Badlands am westlichen Ausgang machen Sie Pause und gönnen sich einen Kaffee für 5 Cent! Ja sie lesen richtig. Das Örtchen Wall ist Heimat des grössten und kuriosesten Drug Store der USA, einem Gebäudekomplex, der aus vielen Läden, Snack Bars und Ausstellungen zusammengesetzt ist - ein Shoppingcenter mit Museumscharakter. Alles hat damit angefangen, dass die Gründer in den 1930-er Jahren die Idee hatten, Autofahrer mit «Coffee for 5 Cents» und «Free Ice Cubes» in ihren Laden zu locken. Beides gibt es heute noch. 

Bevor’s in die Black Hills geht, können Sie in der zweitgrössten Stadt South Dakotas Rapid City, Ihre Vorräte auffüllen. Die Stadt eignet sich aber auch prima als Basislager für Ausflüge in die Black Hills; neben kleineren Boutique-Hotels und den üblichen Hotelketten finden sich hier zahlreiche Ferienwohnungen und Campingplätze. Die Stadt selbst bietet nicht viel Sehenswertes. Im Stadtzentrum von Rapid City können Sie auf der «City of Presidents Tour» die Bronzestatuen aller bisherigen US-Präsidenten in Lebensgrösse besichtigen. Ausserdem reihen sich entlang der Main Street zahlreiche Boutiquen, Kunstgalerien, Restaurants und Bars aneinander.

Hinter Rapid City steigt die Strasse kontinuierlich an. Die drückende Sommerhitze schwindet. Welcome in the Black Hills, wo Sie zwei grossartige Panoramastrassen erwarten: Die 27km lange Iron Mountain Road ist ein Kunstwerk für sich. Sie verbindet das Mount Rushmore National Memorial mit dem Custer State Park und führt Sie dabei durch einige der schönsten Landschaften der Black Hills. Berühmt ist die Strasse für ihre «Pigtail Bridges», quasi Korkenzieherkurven mit integrierten Brücken aus Holz. 

Die vier riesigen Präsidentenköpfe am Mount Rushmore zu Beginn der Iron Mountain Road sind weit über die Grenzen von South Dakota und den USA bekannt. Die Grundintention, dieses Denkmal in die Berge von South Dakota zu schlagen, war simpel: Das Memorial sollte den Tourismus im abgelegenen Bundesstaat ankurbeln, auch wenn es ganze 14 Jahre gedauert hat, die knapp 20 Meter hohen Portraits der vier wichtigsten Präsidenten der amerikanischen Geschichte in den Granit des Mount Rushmore zu sprengen, zu schlagen und zu meisseln. Mit dem Mount Rushmore National Memorial bekamen die in South Dakota lebenden Indianer aus verschiedenen Gründen ein echtes Problem. So entschieden sich die Sioux, einfach ihr eigenes Memorial in ihren eigenen Berg zu schlagen und damit alle Grössenrekorde zu brechen. Seit Baubeginn im Jahr 1948 wurden bisher ca. 10 Millionen Tonnen Granit abgetragen, bis heute jedoch ist das Crazy Horse Memorial nicht fertiggestellt. Ein Ende der über 70-jährigen Baustelle ist derzeit nicht in Sicht, Experten vermuten weitere 100 Jahre bis zur Fertigstellung.

Die zweite Panoramastrasse - der Needles Highway - ist die beliebteste Route in den Black Hills und führt Sie hinauf zu einem Heer von Felsnadeln aus Granit, die wie Speerspitzen diese Panoramastrasse einrahmen. Am höchsten Punkt erwartet Sie mit dem «Needles Eye Tunnel», der nur einspurig und maximal mit PKWs zu befahren ist, ein Highlight auf dieser Route,. Ein paar Kurven weiter lohnt es sich, am malerischen Sylvan Lake eine der zahlreichen Wanderungen zu unternehmen. Eingebettet in den Black Hills im Südwesten von South Dakota, erwartet Sie zudem ein ganz besonderer Naturpark. Der über 28’000ha grosse Custer State Park bietet die zweitgrösste Bisonherde Nordamerikas, aber auch jede Menge kleinerer Lebewesen wie die putzigen Präriehunde sowie unzählige Wanderwege, malerische Badeseen und Campingplätze. Der Park lässt sich bestens im eigenen Auto auf einem Rundkurs in einem halben Tag erleben.

Südlich des Custer State Park reizt ein weiterer lohnenswerter Nationalpark, der zum grössten Teil unter der Erde liegt. Der Wind Cave National Park weist eines der längsten und komplexesten Höhlensysteme der Welt auf. Bisher wurden über 225 Kilometer Wege erforscht. Die grösste Höhle, die Wind Cave, ist berühmt für ihre Decke, deren wabenartiges Muster optisch an Bienenwaben erinnert. Eine Besonderheit der Wind Cave ist der starke Wind, der abwechselnd in die Höhle hinein und wieder herausbläst und dem Nationalpark den Namen gab. Der Windaustausch erzeugt dabei ein pfeifendes Geräusch, wodurch die Höhle im Jahre 1881 entdeckt wurde. Wegen ihrer labyrinthartigen Komplexität ist die Wind Cave nur auf einer geführten Tour zu entdecken.

Wer eine Weiterfahrt Richtung Wyoming und-/oder Montana im Sinn hat, dem sei ein Stopp in Deadwood empfohlen. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts löste die Entdeckung von Gold in weiten Teil Amerikas, auch im Westen South Dakotas, einen riesigen Goldrausch aus. Die Menschen strömten in Scharen in die Black Hills auf der Suche nach ihrem persönlichen Glück. Aus einem Zeltlager von Goldgräbern entstand so die Stadt Deadwood; kurze Zeit später zählte sie bereits 5’000 Einwohner. Wie es sich für eine echte Wild-West-Stadt gehört, zog sie nicht nur Menschen auf der Suche nach Arbeit an, sondern auch Pferdediebe, Falschspieler und Kriminelle, für die ein Ort ohne Gesetze und Sheriff wie geschaffen war. Es war der berühmte Revolverheld Wild Bill Hickok, der später in Deadwood für Ordnung sorgte, ehe er im «Saloon Nr. 10» beim Pokerspiel erschossen wurde. Heute lebt der Wilde Westen in Deadwood weiter, wenn auch «nur» für die Touristen. Im Deadwood Historic District finden Sie zahlreiche Saloons, Casinos und Souvenir-Shops entlang der Main Street, sowie das Denkmal von Wild Bill Hickok am Ende der Deadwood Street. Lassen Sie den Abend im rustikalen Restaurant «Deadwood Bar & Grill» ausklingen und tun sie es den Cowboys gleich und geniessen Sie BBQ-Ribs und lokales Craft-Bier. Cheers! 


So kommen Sie hin:
Nonstop mit Edelweiss nach Denver 

So kommen Sie herum:
Mietauto oder Camper

Wie lange soll ich hin:
mindestens 1 Woche – verbinden mit anderen US-Bundesstaaten

Beste Reisezeit:
Sommerhalbjahr

Highlights:
Badlands National Park, Black Hills mit Custer State Park, Sylvan Lake und Mount Rushmore, Wind Cave National Park

Kaffee für 5 Cents:
www.walldrug.com

Mehr Infos:
https://www.travelsouthdakota.com

 


Impressionen

Aufgezeichnet von Michael Bachmann
Weitere Reisebilder unter www.kissed-by-nature.com