Bryce Canyon, Zion, Arches. Im Bundesstaat Utah liegen einige der schönsten Nationalparks der gesamten USA. Eindrückliche Erosionslandschaften und Farben in allen Tönen machen die Region zu einem ganz besonderen Ort. Kaum ein anderer Bundesstaat verkörpert den Begriff «Outdoor-Abenteuer» so passend wie Utah. Der Norden bietet eine weitläufige Bergwelt wie zum Beispiel den Logan Canyon und den Bear Lake, sowie mit Salt Lake City eine Metropolregion, die Kunst und Kultur bietet. Die meisten Besucher jedoch konzentrieren sich auf den Süden – zu Recht! Denn hier liegen gleich fünf spektakuläre Nationalparks beinahe nebeneinander. Sie alle lassen sich wunderbar auf einer Rundreise miteinander verbinden und an Reiseziele wie Las Vegas oder den Grand Canyon Nationalpark koppeln. Ganz egal wie Ihr Ziel in Utah lautet – Sie werden überall Möglichkeiten zum Wandern, Campen oder Entspannen finden.
Idealer Ausgangspunkt einer Rundreise durch Utah bieten Las Vegas oder noch idealer die Hauptstadt des Mormonenstaats. Salt Lake City selbst hat nicht allzu viel zu bieten, stattdessen lohnt sich ein Abstecher auf Antelope Island. Wer karge Landschaften mag, wird die 120 km lange Insel mitten im Grossen Salzsee lieben. Gut befahrbare asphaltierte Strassen und zahlreiche Wander- und Reitwege erschliessen den State Park. Mit etwas Glück lassen sich Pronghorn-Antilopen, die der Insel ihren Namen verliehen, sowie Hirsche, Dickhornschafe und Bisons, von denen 600 Exemplare im Park leben, entdecken. Wer die Salzwüste noch auf eindrücklichere Weise erleben möchte, dem sei der Abstecher in die Bonneville Salt Flats empfohlen. Von einem Rastplatz an der Interstate 80 aus kann man zu Fuss auf das schier unendliche weite Weiss laufen. Abenteuerlustige kurven mit dem Auto eine Runde über die Salzkruste. Kein Wunder: Im August treffen sich PS strotzende futuristische Boliden zum alljährlich stattfinden Rennfestival.
Nirgendwo schlagen rote Sandsteinkulissen so spektakuläre Kapriolen wie auf dem grössenmässig mit Deutschland vergleichbaren Colorado Plateau, das sich auch über den Südwesten Utahs erstreckt. Zion, der älteste und einer der schönsten Parks in Utah, macht den Anfang dieser farbigen Steinformationen. Als Mormonen-Siedler im 19. Jahrhundert in dieser Gegend ankamen, erklärten sie das Gebiet zum «natürlichen Tempel Gottes» und nannten es gemäss ihrer Idealvorstellung «Zion». Als ich den Zion Canyon besuchte, war mir klar, warum die Mormonen die Gegend so schätzten. Auch wenn man sich nur schwer vorstellen kann, dass es der kleine Virgin River war, der diese steil aufragenden Wände aus Sandstein seit Jahrmillionen geformt hat. Der Zion Nationalpark ist kein Park «auf die Schnelle». Er lässt sich auch nicht mit dem Auto durchkreuzen, und es gibt keine typischen Viewpoints. Vielmehr ist der Zion Nationalpark ein riesiges Wanderparadies, wie es wohl einmalig auf der Welt ist! Um auf dutzenden Wanderwegen tiefer in die schöne Natur einzudringen, sollten Sie entsprechend Zeit einplanen. So lohnen sich beispielsweise die Narrows, eine Schlucht, wo gutes Schuhwerk angebracht ist, verläuft der Weg meist im steinigen, meist überschwemmten Flussbett. Sensationeller Panoramablick wiederum verspricht Angels Landing. Diese anspruchsvolle vierstündige Wanderung ist nicht nur eine körperliche, sondern für Menschen mit Höhenangst auch eine psychische Herausforderung. Entlang des Highway 9 via Ostausgang zeigt der Park ein durch Wind und Wetter geprägtes wunderschönes Gesicht. Felstürmchen, Pfeiler und wie Pfannkuchen übereinander geschichtete Steinplatten machen aus der Naturlandschaft einen Abenteuerspielplatz. Manchen Felsflächen hat der Windschliff seltsame Muster verliehen wie beispielsweise der berühmten Checkerboard Mesa.
Kaum anderthalb Stunden Fahrt später steht man vor dem nächsten Highlight und einem der aussergewöhnlichsten Naturwunder Amerikas. Der Bryce Canyon Nationalpark ist nicht besonders gross, aber ein echtes Juwel in Utah. Der Ausblick vom Rand in 2’700 Metern Höhe in ein Amphitheater aus unzähligen orangen Felsnadeln ist mehr als beeindruckend. Regen, Wind und Schnee formten vor Jahrtausenden Basalt und Sandstein zu unzähligen sogenannten «Hoodoos», die bis zu 60 Meter in die Höhe ragen. Neben bizarren Formen faszinieren unterschiedliche Farben das Gestein. Am häufigsten kommen durch Eisenoxide verursachte Rotabstufungen vor. Wo das Gestein helle Töne aufweist, ist das Eisen meist nur ausgewaschen. Purpurne und lila Färbungen wiederum entstehen durch Mangan.
Noch mehr Farben und Formen gibt’s auf dem Highway Number 12, den ich an dieser Stelle nicht genug empfehlen kann – gilt er doch zurecht als einer der schönsten Scenic Highway Utahs, wenn nicht sogar der gesamten USA. Über Topic, Escalante und Boulder schlängelt die 200 km lange Route über schroffes Terrain in einem Bogen nordwärts Richtung Capitol Reef National Park. Der Abschnitt Escalante-Torrey durchquert eine Mondlandschaft aus Slickrock-Formationen, führt über schmale Höhenkämme und überwindet einen 3300 hohen Berg. Wer viel Zeit und ein Fahrzeug mit Allradantrieb mitbringt, der wird im Grand Staircase Escalante National Monument seine Freude haben. Das GSENM erstreckt sich über ein 7.689 km² riesiges Areal an Felsen, Wäldern und Bächen, total abgeschieden und schlichtweg spektakulär. Hier findet man versteckte Slot Canyons, versteinerte Murmeln oder wundervolle Wasserfälle.
Wer auf der Panoramastrasse 12 weiter gen Osten fährt, erreicht bald einmal den Capitol Reef Nationalpark, der eine 160 km lange,gigantische Felsfalte in der Erdkruste aufweist. Diese eindrucksvolle Felswölbung ist das Wahrzeichen des Capitol Reef Nationalparks – neben vielen weiteren bunten Klippen, Felsbögen und Monolithen. Allesamt sind durch die gleichen gewaltigen Kräfte entstanden, welche schon das Colorado Plateau vor 65 Millionen Jahren formten. Ein sehr gut ausgebautes Wegenetz führt Wanderer zu allen Sehenswürdigkeiten, von denen dieser Nationalpark nicht gerade wenige zu bieten hat.
Nun gilt es, sich zu entscheiden, um den Arches Nationalpark anzusteuern. Bei viel Zeit lohnt sich die Zusatzschleife ins Valley of God und das Monument Valley. Auf der Staatsgrenze von Arizona und Utah liegt das wahrscheinlich bekannteste und berühmteste Motiv des «Wilden Westens»: das Monument Valley. Die roten Tafelberge, die von einer leeren, sandigen Wüste umgeben sind, finden sich in unzähligen Westernfilmen oder auf Postern wieder. Das Monument Valley ist für die Navajo Nation ein heiliger Ort und hat sein Erscheinungsbild seit vielen Jahrtausenden nicht verändert. Einige der bekanntesten Formationen sind die «Mittens», zwei erodierte Erhebungen mit daumenähnelnden Türmen.
Wer den Arches National Park ohne «Umweg» ansteuert, sollte zumindest das Goblin Valley nicht auslassen. Ein faszinierender Ort, wo sich Fotografen so richtig austoben können. Zahlreiche Steinformationen erinnern an Pilze oder Kobolde (Goblins). Eine etwa 20 Kilometer lange Stichstrasse bringt Sie in rund 30 Minuten vom Highway 24 ans Ziel. Vom Parkplatz aus können Sie auf einer kurzen Runde durch das Tal einen guten Eindruck von den Felsen bekommen. Darüber hinaus gibt es weitere kurze Wanderwege, um die skurrilen Steine aus nächster Nähe zu bestaunen.
Für mich persönlich einer der schönsten Nationalparks der USA liegt im äussersten Nordosten Utahs. Im Arches Nationalpark finden Sie eine der höchsten Konzentrationen natürlicher Sandsteinbögen weltweit, mit Öffnungen von einem Meter Länge bis hin zum längsten Steinbogen, dem Landscape Arch, dessen Bogen sich 93 Meter weit über den Boden spannt. Obwohl es im gesamten Park mehr als 2000 Steinbögen gibt, findet sich hier auch eine erstaunliche Vielfalt an anderen geologischen Formationen. Vor den gigantischen Sandsteinfinnen, massiven Felsüberhängen und hoch hinausragenden Felsnadeln kommt man sich auf den Aussichtspunkten und Wanderwegen winzig klein vor.
Wer sich für Paläontologie interessiert, dem sei auf dem Rückweg nach Salt Lake City das Dinosaur National Monument empfohlen, eine der bedeutendsten Ausgrabungsstätten für Saurier auf amerikanischem Boden.
Nach so vielen Eindrücken einfach mal abschalten und die Seele baumeln lassen; das geht zum Abschluss der Rundreise perfekt in den Wasatch Mountains im von Robert Redford gegründeten Sundance Resort. Im Winter ein Paradies für Wintersportler, findet man im Sommer seine Ruhe. Hier kann man ausreiten, fliegenfischen, Yoga treiben, SPAs besuchen, auf den Mount Timpanogos klettern, grandiose Restaurants besuchen und in einem rustikalen Luxuscottage nächtigen.
Zurück in Salt Lake City lohnt es sich vor dem Heimflug allemal die Hauptstadt Utahs anzuschauen, wenn diese auch nicht mit Städten wie San Francisco, Los Angeles oder Las Vegas zu vergleichen ist. SLC hat das Flair einer Kleinstadt bewahrt. Trotz Allgegenwärtigkeit der Mormonen ist ein liberaler Geist zu spüren, Feinschmecker können sich über eine grosse Auswahl an internationalen Restaurants erfreuen. Die bekannteste Sehenswürdigkeit der Stadt nimmt einen 4 ha grossen von einer 4 m hohen Mauer gesäumten Block ein. Den Mormonentempel kann man im Rahmen einer kostenlosen Führung besuchen. Daneben warten eine Handvoll interessanter Museen, um entdeckt zu werden. Erwähnenswert das Clark Planetarium, welches mit den neusten und besten 3D-Himmelshows aufwartet. Wer grossen Durst hat, findet in der «Beer Bar» sagenhafte 140 Bier- und 13 Wurstsorten. Shoppen als Erlebnis geht besonders gut in einem ehemaligen Strassenbahndepot, wo zahlreiche Läden und mehrere Cafés auf Kundschaft warten. Bestimmt finden Sie auch noch ein Mitbringsel für Ihre Daheimgebliebenen.
So bereiten Sie sich vor
So kommen Sie hin:
per Flugzeug nonstop nach Las Vegas oder mit Stopp in Paris/Amsterdam nach Salt Lake City
So kommen Sie herum:
www.sunnycars.ch
Wie lange soll ich hin:
mindestens zwei, besser drei Wochen
Beste Reisezeit:
Mai – September
Highlights:
Zion, Bryce und Arches National Park, Highway 12, Goblin Valley
Übernachtungstipp:
www.sundanceresort.com
Aktivitäten:
www.getyourguide.ch
Mehr Infos:
https://www.visitutah.com
Impressionen
Aufgezeichnet von Michael Bachmann
Weitere Reisebilder unter www.kissed-by-nature.com