Campen im Nationalpark, Whale Watching, Bärenbeobachtungen, Wanderungen zu Gletscherfeldern. Kanadas Provinz Yukon und der Südosten des US-Bundesstaats Alaskas stehen für atemberaubende Landschaften und Abenteuer zugleich. Die einzigartige Kombination aus Bergen, Gletschern, Seen, Flüssen, rauer Küstenlandschaft und unberührten Nationalparks machen Alaska und Yukon zu meinen liebsten Reisezielen überhaupt. Erleben Sie Bären, Elche, Karibus und Wale in ihrer natürlichen Umgebung. Ob mit dem Kanu, auf einer Wanderung oder beim Goldwaschen, es gibt viel zu erleben und zu entdecken.
Wenige Reiseziele stehen so sehr für Abenteuer und pure Wildnis wie der grosse, unbekannte Norden des amerikanischen Kontinents. Statistisch gesehen kommt in Alaska weniger als eine halbe Person auf einen Quadratkilometer Fläche, im kanadischen Yukon sind es noch weniger. Amerikas «Last frontier» ist weit, wild, leer und damit ideal für einen ausgedehnten Roadtrip mit einem Camper durch die schier unendlichen Landschaften. Die Highways führen meist schnurgeradeaus durch endlose Wälder und Berge, sind lang und wenig befahren. Was die beste Reisezeit angeht: «In Alaska gibt es auch vier Jahreszeiten: Juni, Juli, August und Winter» – so lautet ein Sprichwort und beantwortet auch schon die Frage nach der besten Reisezeit für einen Roadtrip. Wobei sich die erste Hälfte des Septembers auch noch gut eignet. Dann ist es zwar schon wieder etwas kühler, das bedeutet aber auch weniger Waldbrände, kaum Moskitos und gute Chancen auf den Indian Summer. Die Auswahl an Reiserouten ist aufgrund der wenigen Highways beschränkt. Der Klassiker ist die liegende Acht, die ich in einem weiteren Bericht vorgestellt habe und an allen erreichbaren und sehenswerten Orten in Alaska und im Yukon vorbeiführt. Heute nehme ich Sie mit auf die «normale Null», eine Rundreise mit Start und Ziel in Whitehorse.
Nach einem zehnstündigen Flug landet man in Whitehorse, der Hauptstadt des Territoriums Yukon. Willkommen in «Canadas True North» wie sich der wahre Norden Kanadas gerne bezeichnet. Die Provinz ist grösser als Deutschland, Belgien, Dänemark und die Schweiz zusammen. Heute leben in der Hauptstadt 25'000 Menschen, etwa drei Viertel der gesamten Bevölkerung des Yukons. Der Reiz der Kleinstadt, die am Yukon River liegt, macht vor allem ihre schöne Umgebung aus. Über die Grenzen hinaus bekannt wurde Whitehorse durch das härteste Hundeschlittenrennen der Welt, den «Yukon Quest», der alljährlich im Februar stattfindet - und aufgrund des Goldrauschs vor etwas mehr als 100 Jahren. Zeitzeuge ist die SS Klondike, die am Ufer des Yukon River liegt. Der 1929 erbaute Schaufelraddampfer lädt heute zu einem Museumsbesuch ein. In der Zeit des Goldrauschs benötigte das Schiff 36 Stunden von Whitehorse nach Dawson City, das 720 Kilometer weiter nördlich liegt. Heute schafft man den Klondike Highway auf Rädern und ohne Umwege in gut sechs Stunden. Täglich transportierte der Dampfer Passagiere, die es aus Skagway bis hierher nach Whitehorse geschafft hatten, samt Gepäck und Proviant zu den Goldgräberstädten. Nur wer es sich leisten konnte, buchte eine Fahrt mit dem Schiff. Allerdings war diese nicht ungefährlich. Der Yukon ist voller Stromschnellen, Kiesbänke und Felsbrocken. So etwa bei den berühmten «Five Finger Rapids» wenige Kilometer von Carmacks entfernt. Fünf gewaltige Basaltfelsen teilen den Yukon River in fünf Finger. Die Stromschnellen wurden einigen Schiffen, die hier gesunken oder leckgeschlagen sind, zum Verhängnis.
In Dawson City angekommen, könnte man sich zuerst einmal einen Überblick verschaffen. Das geht nirgends besser als auf dem Aussichtsberg Midnight Dome. Das verschlafene Nest war in Zeiten des Klondike Goldrauschs eine Boomtown mit über 40'000 Einwohnern. Ein San Francisco des Nordens mit vornehmen Hotels, Restaurants und Tanzpalästen. Es wurde Tag und Nacht gefeiert. Die Saloons und Spielhallen hatten durchgehend geöffnet. Heute ist Dawson City eine verträumte Museumsstadt. Zwar wird auch heute noch, rund um die mit etwa 1.400 Einwohnern zweitgrösste Stadt im Yukon, Gold geschürft. Lukrativer ist mittler-weile jedoch das Geschäft mit den Touristen, die es in diesen abgelegenen Ort zieht. Hier wirkt alles wie ein natürliches Freiluftmuseum: Unasphaltierte Strassen, authentisch restaurierte Häuserfassaden, ein vor Anker liegender Schaufelraddampfer namens SS Keno und natürlich Gehsteige stilecht aus Holz. Am Bonanza Creek und dessen Road kann man nochmals in die Vergangenheit des Goldrauschs eintauchen. Rund um Dawson wurde jedes Stück Erde durchwühlt - auch hier. Am Ende der Strasse steht einer der grössten und wohl berühmteste Bagger, der im Yukon zum Einsatz kam: die Dredge No.4. Der Schürfbagger schaffte in Spitzenzeiten mehr als 800 Unzen Gold an einem einzigen Tag. Unweit der historischen Stätte kann man sein Glück selbst versuchen: Im «Claim 33 Goldpanning & Jerry Bryde Museum» wird man selbst zum kleinen Goldschürfer inklusive Einweisung in die Technik des Goldwaschens. Goldfund garantiert! Abends lässt sich der Tag am besten wie in alten Zeiten im Casino mit dem Besuch der Show der «Diamond Tooth Gerties» ausklingen - bunt gekleidete Cancan-Tänzerinnen schwingen ihre nackten Beine.
Über den nicht geteerten «Top of the World» Highway, ein Juwel für Roadtrip-Fans, geht’s rüber nach Alaska. Wie ein Feuerwerk an spannenden Erlebnissen darf man sich das Fahren auf Alaskas Strassen aber trotzdem nicht vorstellen: Oftmals sieht man stundenlang auch einfach nichts ausser endlosem Taigawald, der monoton am Autofenster vorüberzieht. Sitzleder und eine gute Playlist sind fürs Autofahren Pflicht. Wer Glück hat, entdeckt einen einsamen Wolf oder sogar einen Bären, manchmal verhindern auch Karibus auf der Strasse die Weiterfahrt. In Tok angekommen geht’s südwärts und wieder zurück nach Kanada. Die obligatorische Zollprozedur mit den Formularen, Fingerabdrücken und einem Foto ist schnell erledigt. Nach zwei weiteren Stunden Fahrt auf dem Alaska Highway erreicht man den Kluane Nationalpark und seinen gleichnamigen See. Der grösste See des Yukons leuchtet geradezu im Sonnenlicht und verdankt seine türkisblaue Farbe einem Gletscher. Am Seeufer kann man die pinkfarbenen Weidenröschen bewundern, die in Nordamerika als «Fireweed» bezeichnet werden. Am «Sheep Mountain» kann man mit ein bisschen Glück Dallschafe vom Strassenrand aus beobachten. Grosse Teile des Kluane Nationalparks gehören zum UNESCO-Weltnaturerbe. Im unzugänglichen Hinterland thront der Mount Logan, der höchste Berg Kanadas. Mit einer Höhe von 6000 Metern ist er nur geringfügig kleiner als sein Bruder in Alaska, dem Denali. In drei Stunden erreicht man Haines und befindet sich wiederum in Alaska.
Südostalaska, losgelöst vom Rest Alaskas - auch Panhandle (Pfannenstiel) genannt - beindruckt mit Gletschern, Fjorden und Regenwald in gewaltigen Dimensionen – der Süden Alaskas ist ein Naturparadies der Superlative. Das zerklüftete Inselreich erforschen Sie am besten per Schiff. Fähren der Alaska Marine Highway transportieren auch Camper. So können Sie die Schönheit dieser Region, die auch als «Inside Passage» bekannt ist, von Wasser und Land in sich aufsaugen. Im Meer wimmelt es nur so von Tieren: mit grosser Wahrscheinlichkeit begegnen Sie Delfinen und Buckelwalen, aber auch Orcas, Meerotter und Robben. Durch die Lüfte schwirren die majestätischen Weisskopfseeadler und an Land leben Bären. Beide letzteren bekommt man fast mit 100% Sicherheit im verschlafenen Haines vor die Fotolinse. Zur Lachssaison ziehen die Fische den Chilkoot River hinauf. Kein Wunder, dass die Umgebung von Haines ein Paradies für Bären und Weisskopfseeadler ist.
Juneau, die abgelegene Hauptstadt Alaskas, liegt am Fusse des 1’164 m hohen Mount Roberts, eingebettet in malerischer Natur. Gletscher, Berge, der Wald des Tongass National Forrest und natürlich das Meer warten hier auf Outdoor-Fans. Obwohl sich Juneau auf dem nordamerikanischen Festland befindet, ist die Stadt als einzige Hauptstadt der US-Bundesstaaten nur per Boot oder Flugzeug erreichbar. Grösste Attraktion von Juneau ist der berühmte Mendenhall Gletscher, der gerade mal 20 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt liegt. Welche Hauptstadt kann schon von sich behaupten, einen riesigen Gletscher vor der Haustüre zu haben?! Dort lässt sich prima wandern und Kayak fahren. Ein Ausflug mit der Gondelbahn auf den Mount Roberts lohnt sich bei klarem Wetter ebenso wie Whale Watching Bootstouren zur Auke Bay. Beliebt und empfehlenswert, aber nicht ganz billig, sind Ausflüge per Wasserflugzeug zu den nahe gelegenen Naturschutzgebieten Chichagof Island oder Admiralty Island, um Bären zu beobachten. Natürlich können Sie auch einfach entspannt durchs Zentrum schlendern und sich die Sehenswürdigkeiten von Juneau anschauen. Dazu gehören sicher das Alaska State Capitol, die russisch-orthodoxe Saint Nicholas Kirche und das Alaska State Museum. Schön präsentiert sich die South Franklin Street mit ihren historischen Häuschen aus dem 19. Jahrhundert, die heute Souvenirläden, Restaurants und Cafés beherbergen.
Zurück Richtung Yukon und Whitehorse geht’s wiederum nur per Schiff. In Skagway schliesst sich der Kreis des Goldrauschs. Als Ende des 19. Jahrhunderts die ersten Geschichten über märchenhafte Goldfunde am Klondike River die Runde machten, fuhren tausende Goldsucher und Abenteurer per Schiff durch die Inside Passage nach Skagway. Von dort machten sie sich auf den beschwerlichen Weg über den White Pass und den Chilkoot Pass zu den Goldfeldern am Klondike River. Innerhalb weniger Wochen schwoll Skagways Einwohnerzahl von ein paar Hundert auf 20’000 an. Heute versprüht der Ort den Charme eines Museumsdorfs und ist damit ein beliebtes Ziel für Touristen aus aller Welt. Sowohl Camper, Individualtouristen als auch Kreuzfahrer kommen nach Skagway, um ein bisschen Goldgräberstimmung in sich aufzusaugen. In den historischen Gebäuden warten zahlreiche Juweliere, Souvenirhändler und Restaurants auf Kundschaft. In der kleinen Hafenstadt wurde 1898 auch zum ersten Mal eine Lokomotive unter Dampf gesetzt, um die Goldsucher in den Yukon zu bringen. Heute rattert eine Museumsbahn bis nach Carcross den Berg hinauf. Hier lohnt sich ein kurzer Fotostopp an Kanadas einziger Wüste. Die 260 Hektar grosse Carcross Desert liegt direkt am South Klondike Highway und wird gerne als weltweit kleinste Wüste bezeichnet. Die Sanddünen sind die letzten Überreste eines Gletschersees aus der Eiszeit. Und noch ein weiterer Stopp vor Whitehorse lohnt sich am Emerald Lake, dessen leuchtende Farbe einem schon von weitem ins Auge fällt. Einzigartig ist die türkisgrüne Farbe, die durch abgelagerten Kalkstein entsteht und vom Sonnenlicht reflektiert wird. Zusammen mit der Bergkette der Gray Ridge Mountain im Hintergrund ergibt das ein traumhaftes Landschaftspanorama und ein würdiger Abschluss einer ganz besonderen Reise.
So bereiten Sie sich vor
So kommen Sie hin:
Mit Air Canada via Vancouver nach Whitehorse
So kommen Sie herum:
Wohnmobil nach Belieben bei www.camperdays.de
Wie lange soll ich hin:
3 bis 4 Wochen
Beste Reisezeit:
Sommermonate
Highlights:
Goldgräberstädte Dawson City & Skagway, Bären am Chilkoot River, Mendenhall Glacier, Wale in der Auke Bay
Impressionen
Aufgezeichnet von Michael Bachmann
Weitere Reisebilder unter www.kissed-by-nature.com